Amazon arbeitet an Zustellung mit Mini-Drohnen
New York/Berlin (dpa) - Der Online-Händler Amazon will in einigen Jahren Bestellungen mit Mini-Drohnen zustellen. Der Konzern arbeite an eigenen Fluggeräten, enthüllte Gründer Jeff Bezos in einem US-Fernsehinterview am Sonntag.
Die Idee sei, dass die „Octocopter“ bestellte Ware binnen 30 Minuten zum Käufer bringen. Bezos sagte, noch seien Tests und Zulassungen der Luftfahrt-Behörde FAA nötig. Er rechne damit, die Pläne in vier bis fünf Jahren realisieren zu können. Einen Namen für das Angebot hat er bereits: „Prime Air“.
Die Dienstleistung dürfte für kleine und besonders eilige Bestellungen auf kurze Entfernung vorbehalten bleiben. Die achtmotorigen Drohnen könnten Waren mit einem Gewicht von bis zu 2,5 Kilo transportieren und pro Lieferung etwa 16 Kilometer zurücklegen, sagte Bezos. Die Adressaten sollen sie anhand der Koordinaten finden, die bei der Bestellung angegeben wurden. Wie genau die Drohnen sich orientieren, um zum Beispiel Hindernissen auszuweichen, blieb offen.
Das Team der Interview-Sendung „60 Minutes“ mit dem bekannten TV-Journalisten Charlie Rose konnte Prototypen der Drohnen bei Amazon filmen. Der Konzern demonstriert den Plan in einem Video, in dem eines der Fluggeräte eine Bestellung direkt vom Band eines Logistikzentrums abholt und damit vor einem Haus landet. „Ich weiß, es sieht wie Science Fiction aus“, sagte Bezos. „Das ist es aber nicht.“
„Eines Tages wird es genauso normal sein, Prime-Air-Fluggeräte in der Luft zu sehen wie heute Post-Laster auf der Straße“, versprach Amazon im Internet. Die Luftfahrt-Behörde FAA arbeitet allerdings erst noch daran, Regeln für den möglichen Einsatz unbemannter Drohnen im US-Luftraum zu erarbeiten. Vor kurzem veröffentlichte die Behörde einen Fahrplan, der auf die nächsten Jahre ausgelegt ist. 2015 könnte es erste Zulassungen geben.
In Deutschland ist die rechtliche Situation noch komplizierter. Hier sind für unbemannte Flugobjekte, die gewerblich genutzt werden, Aufstiegsgenehmigungen notwendig, die nur pro Bundesland erteilt werden. Sie müssen in Sichtweite des Steuerers fliegen.
Automatisierte Drohnen, wie Bezos sie im Sinn hat, werden bislang nicht genehmigt. Selbst wenn bis zu einer Einführung dieses Verbot kippen würde, steht eine weitere Hürde im Weg: In Deutschland ist auch verboten, dass Drohnen über Menschenansammlungen fliegen.
Amazon-Manager Dave Clark betonte, der Plan sei Teil der Vision, alles, überall und jederzeit liefern zu können. Der Online-Handel experimentiert zunehmend mit neuen, schnelleren Zustell-Modellen. So bietet die Handelsplattform Ebay in den USA die Lieferung binnen einer Stunde per Kurier an beliebige Orte wie zum Beispiel ein Hotel oder ein Restaurant an.
Im Internet stieß die Amazon-Ankündigung neben viel Interesse auch auf große Zweifel. Skeptiker fragten sich zum Beispiel, wie eine solche Luftzustellung in dicht besiedelten Gegenden funktionieren würde. In dem Amazon-Video landet die Drohne vor einem allein stehenden Haus.