Angriff auf Versicherungschef war frei erfunden
Ulrich Rüther fügte sich die Verletzungen mit einem Schraubenzieher offenbar selbst zu. Die Gründe sind unklar.
Münster. Überraschende Wende im Fall des vermeintlich attackierten Chefs der Versicherungsgruppe Provinzial Nordwest: Den Angriff auf Ulrich Rüther (44) hat es nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei in Münster gar nicht gegeben. Das soll Rüther am Dienstag gegenüber den Ermittlern eingeräumt haben. Der vermeintliche Angriff mit einem Schraubenzieher auf den Vorstandschef hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.
„Wir gehen davon aus, dass er sich die Verletzungen selbst zugefügt hat“, sagte Oberstaatsanwalt Heribert Beck. Allerdings sei nicht von einem ernstzunehmenden Suizidversuch auszugehen. Beck hatte bereits kurz nach dem Vorfall von vergangener Woche erklärt, die Verletzungen seien nur oberflächlich gewesen.
Rüther muss sich nun selbst verantworten — wegen Vortäuschens einer Straftat. Weshalb Rüther die Attacke erfunden hat, blieb völlig unklar. „Gegenüber der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft Münster hat Herr Rüther sein Verhalten mit den enormen Auswirkungen der Turbulenzen bei der Provinzial auf seine Familie begründet“, hieß es von den Ermittlern lediglich. Seit vergangener Woche ist der Versicherer in den Schlagzeilen. Laut Medienberichten soll die Allianz nach der Provinzial Nordwest greifen. Die Allianz hatte ein Interesse bislang zwar nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert.
Vorerst ist der milliardenschwere Übernahmevorstoß am Widerstand von Mitarbeitern und Politikern gescheitert. Bis Ende März 2013 soll zunächst eine Fusion der Provinzial Nordwest mit der Provinzial Rheinland ausgelotet werden. dpa