Anlagenbauer SMS bekommt die Stahlkrise zu spüren
Düsseldorfer Konzern ergattert deutlich weniger Aufträge. In Mönchengladbach droht Kurzarbeit.
Düsseldorf. Der Düsseldorfer Anlagen- und Maschinenbauer SMS Gruppe hat 2012 einen drastischen Einbruch bei den Auftragseingängen hinnehmen müssen. Die Neuverträge fielen von 3,4 auf nur noch 2,8 Milliarden Euro — eine Folge der weltweiten Krise auf dem Stahlmarkt. „In der europäischen Stahlindustrie gibt es derzeit Überkapazitäten von rund 20 Prozent, und auch China bleibt nicht verschont“, bilanzierte der scheidende Geschäftsführer Heinrich Weiss. Deshalb würden keine neuen Anlagen gebaut, Investitionen auf die lange Bank geschoben.
Auch für dieses Jahr sei noch keine Besserung absehbar. In den ersten vier Monaten des Jahres habe man sogar noch hinter den Zahlen des Vorjahres zurückgelegen. Doch auch wenn Weiss optimistisch ist, dass sich die Lage bessern wird: „Wenn sich die Auftragslage bis zum Herbst nicht deutlich bessert, bekommen auch wir Probleme“, prophezeit Weiss.
Derzeit baue man noch Überstunden ab, doch dann seien die Arbeitszeitkonten leer, und man müsse über Kurzarbeit nachdenken. In der Region wäre dann neben dem Hauptsitz in Düsseldorf auch das Mönchengladbacher Werk mit rund 1400 Mitarbeitern betroffen.
„Das laufende Jahr steht unter hohem Kostensenkungsdruck“, erklärt Weiss. Die Hauptgründe: Zum einen seien wegen der Investitionskrise derzeit absolute Kampfpreise auf dem Markt üblich. Zum anderen habe sich das Unternehmen zu einer Doppelstrategie entschieden, bei der die Mehrheit der Arbeitsplätze weiterhin in Deutschland bleiben sollte. Weiss hält das für den sinnvollen Weg, denn er geht davon aus, dass China in der Produktion in zehn Jahren ebenso teuer wie Europa sei. Und dann habe man in Deutschland immer noch den Qualitätsvorsprung.
Aktuell profitiert der Anlagenbauer noch von Altaufträgen, so dass das Ergebnis vor Steuern mit 258 Millionen Euro nur leicht zurückging. Für das laufende Jahr wird eine ähnliche Summe erwartet. Vor diesem Hintergrund wuchs der Umsatz 2012 sogar um fünf Prozent auf 3,2 Milliarden, zugleich erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten. Durch den Zukauf des Luxemburger Hochofenbauers Paul Wurth wird ein Umsatz von 3,6 Milliarden Euro erwartet. Doch das Ziel ist klar: „Wir sind ein Vier-Milliarden-Unternehmen. Alles darunter ist zu wenig“, so Weiss.