Wirtschaft Appell: Gegen Überschwemmung versichern

Zwei Minister, ein Verbraucherschützer und ein Versicherungsexperte starten Kampagne.

Der Starkregen 2014 in Münster sorgte für einen Schaden von 200 Millionen Euro

Foto: Pia Gregor, dpa

Düsseldorf. Wer böswillig ist, kann das Zusammentreffen von zwei Landesministern, dem Chef der Verbraucherzentrale und einem Vertreter der Versicherungswirtschaft am Montag vor Journalisten in Düsseldorf als Verkaufsveranstaltung bezeichnen. Die Botschaft: Schließt Versicherungsverträge ab. Doch solcherart Spott wäre ungerechtfertigt. Die nicht anbieterbezogene Werbung durch Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD), Umweltminister Johannes Remmel (Grüne), Wolfgang Schuldzinski (Verbraucherzentrale NRW) und Bernhard Gause vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) betrifft nämlich ein Thema, das jeden empfindlich in seiner finanziellen Lebensplanung treffen kann: Schäden durch extreme Wettereignisse, sogenannte Elementarschäden. Davon müssen nicht nur diejenigen betroffen sein, die in der Nähe eines Flusses leben. Es kann überall passieren — das zeigt etwa der Starkregen 2014 in Münster mit einem Schaden von 200 Millionen Euro.

Solche Ereignisse, wie auch die Überflutungen im Hamminkeln und im Kreis Wesel in diesem Jahr, beeindrucken die Öffentlichkeit meist nur kurz. Remmel: „Die Menschen vergessen Katastrophen schnell. Denken wir an die Stürme Kyrill vor zehn Jahren oder den Sturm vor gut zwei Jahren in Düsseldorf. Schon nach wenigen Wochen waren die Schäden beseitigt, man hat das aus dem Kopf verdrängt.“ Und damit auch das Nachdenken darüber, wie man Vorsorge betreiben kann. „Wir sind total unterversichert“, mahnt Remmel. Man dürfe sich aber nicht darauf verlassen, dass die öffentliche Hand eintrete. „Das werden wir uns bei zunehmender Zahl von Ereignissen nicht mehr leisten können.“ In NRW sind nur 36 Prozent der Hausbesitzer versichert Bernhard Gause vom GDV kann diese Unterversicherung in Zahlen ausdrücken. Der Anteil der Gebäude, die gegen Elementarschäden versichert sind, liege bundesweit bei 37, in NRW bei 36 Prozent. Von 3,44 Millionen Hausbesitzern hätten in NRW 2,2 Millionen keinen entsprechenden Versicherungsschutz. Dabei könne eine Elementarschadensversicherung als Zusatzbaustein zur Wohngebäude- oder auch zur Hausratversicherung abgeschlossen werden. Gause erklärt, dass es mit Blick auf mögliche Überschwemmungsgebiete je nach Gefährdung versicherungstechnisch vier Zonen gebe. Auch in Zone 4, in der statistische alle zehn Jahre ein solches Schadensereignis auftrete, sei eine Versicherung möglich — allerdings erst, wenn sich ein Vertreter vor Ort das Objekt angesehen und mit dem Eigentümer über Präventionsmaßnahmen gesprochen hat. In Zone 1, in der eine Überschwemmung statistisch seltener als alle 200 Jahre auftritt, koste der Elementarschutz unter 100 Euro pro Jahr. In Zone 4 könnten es 600 bis 800 Euro sein.

Verbraucherschützer Wolfgang Schuldzinski betont, dass es bei den Versicherern hinsichtlich Preis und Leistung erhebliche Unterschiede gebe. Auch er hält es grundsätzlich nicht für die Sache des Staates, bei solchen Schäden einzuspringen. „Es sei denn, dass keine Versicherung möglich ist.“ Allerdings, so sagt Schuldzinski, gehe der Anteil der Gebäude, die überhaupt nicht versicherbar sind, gegen Null. Freilich würden Versicherer in manchen Fällen bauliche Maßnahmen verlangen — vom Bau einer Mauer oder eines Walls bis zum Zumauern von Kellerfenstern.

Versicherer haben dem Minister Zusagen gemacht

Auch Wirtschaftsminister Garrelt Duin betont, die Versicherungsgesellschaften hätten ihm gegenüber im Spitzengespräch ausdrücklich erklärt, dass in NRW fast jedes Gebäude versicherbar sei. „Da möchte ich die Versicherungswirtschaft gern beim Wort nehmen.“ Duin spricht davon, dass durch die Kampagne Bewusstsein geschaffen werden solle für die Gefahren und die Notwendigkeit von Vorsorge. Weitere Informationen auf der Internetseite des NRW-Umweltministeriums unter
www.elementar-versichern.nrw.de