Arbeiten — auch mit Kind

Hilfe bei der Betreuung ist für Unternehmen ein wichtiger Aspekt im Wettbewerb um gute Mitarbeiter.

Berlin. Knapp ein Drittel der arbeitenden Eltern wünscht sich laut einer Forsa-Umfrage, dass ihr Arbeitgeber mehr tut, um Arbeit und Familie gerecht zu werden (Einzelheiten siehe Infokasten). Vor allem größere Arbeitgeber tun hier schon einiges.

Bei Beiersdorf etwa in Hamburg haben Betriebskindergärten Tradition. 2013 soll die neue Kita in Eimsbüttel fertig werden. Zum 75-jährigen Jubiläum stehen dann 100 Plätze für Mitarbeiterkinder zur Verfügung, bislang waren es 56. Auf fast 1300 Quadratmetern soll es dann unter anderem ein Atelier, eine Werkbank und einen Entspannungsraum geben.

Dies hilft den Mitarbeitern, ist aber auch für die Unternehmen ein echtes Pfund beim Werben um gute Angestellte. Denn wer sein Kind nicht in die Betreuung geben kann, der kann gar nicht oder nur kürzer als gewünscht zur Arbeit kommen — und das wollen die Arbeitgeber vermeiden. Siemens etwa ist das bis zu 500 Euro Zuschuss zu den Betreuungskosten pro Monat und Kind wert.

Zwar gibt es in Deutschland ab August einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder im Alter von ein bis drei Jahren. Aber die Kitas platzen aus allen Nähten — 220 000 Plätze fehlten nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zum Stichtag 1. März 2012 noch. Margit Werner, die beim privaten Familiendienstleister PME das Geschäft für Norddeutschland leitet, sieht die Betriebskindergärten eher als ein Auslaufmodell. „Die betriebliche Unterstützung für die Mitarbeiter hingegen ist immens gestiegen“, sagt sie. PME berät Unternehmen dabei, Mitarbeitern mit Nachwuchs das Arbeiten zu ermöglichen. Für unter anderem die Commerzbank, die Deutsche Post und Henkel bietet die Firma Plätze in 70 betriebsnahen Kitas. 1000 Mitarbeiter kümmern sich um die Betreuung von Kindern.

Das Geschäft privater Familiendienstleister boomt, denn der Staat fällt bei der Betreuung in Kindergärten mehr und mehr ab. Unternehmen können punkten, wenn sie ihren Mitarbeitern die Suche erleichtern. Und das lagern sie häufig an Dienstleister wie Margit Werner aus. Dass Betriebe nicht mehr nur Kitas fürs eigene Personal bauten, käme allen entgegen. „Das gängigste Modell ist, dass Firmen den Bau von Kitas unterstützen und dann gewisse Kontingente reservieren“, sagt Werner. Die freien Plätze stünden dann der Allgemeinheit zur Verfügung.