Autobauer: Spritschlucker sind gefragt

Noch verdienen die Hersteller an schweren Wagen. Das bleibt nicht so.

Berlin. Während die Rekordpreise an den Zapfsäulen viele Autofahrer zur Weißglut treiben, haben die Autobosse gut lachen. Denn teure und spritschluckende Wagen verkaufen sich weiterhin blendend. Besonders der Boom bei sportlichen Geländewagen (SUV) ist ungebrochen, die Zahl der Elektro- und Hybridautos auf deutschen Straßen dagegen bleibt marginal.

Dennoch sagt Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA): „Die derzeitige Preisentwicklung an den Tankstellen macht uns Sorgen.“ Individuelle Mobilität müsse bezahlbar bleiben.

„Die hohen Spritpreise sind ein Warnzeichen für die Automobilindustrie“, sagt Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Hohe Spritpreise führten mittelfristig dazu, dass Autokäufer bei der Fahrzeugwahl noch intensiver auf den Verbrauch achten. Langfristig sei damit zu rechnen, dass sich der Trend zu niedrigeren Fahrzeugklassen und spritsparenden Autos verstärke.

Mit Kleinwagen jedoch verdienen die Autohersteller weniger Geld. Ihre Gewinne machen gerade die deutschen Autobauer mit großen und teuren Wagen. Außerdem hat der Heimatmarkt Deutschland für Volkswagen, Daimler, BMW, Audi & Co. stark an Bedeutung verloren. Sie verdienen das meiste Geld in den Boom-Märkten wie China, Indien oder dem wiedererstarkten US-Markt.

Die hohen Spritpreise verstärken allerdings den Druck auf die Branche, verbrauchs-ärmere Autos und Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zu entwickeln. „Wer etwa sein sieben Jahre altes Fahrzeug gegen ein aktuelles Modell tauscht, braucht für 100 Kilometer mehr als einen Liter Kraftstoff weniger“, sagt Wissmann. Jeder weitere Liter, der künftig eingespart werden solle, erfordere aber hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung.

Nicht nur die Optimierung der Verbrennungsmotoren kostet viel Geld. Gerade der Eintritt ins Zeitalter der alternativen Antriebe wie Elektro, Hybrid oder der Brennstoffzelle verschlingt Milliarden — ohne dass die Branche damit zunächst viel Geld verdient.

Reine Elektroautos sind bislang Mangelware, die deutschen Hersteller bringen erst von 2013 an Serienfahrzeuge mit Elektroantrieb auf den Markt. Experten erwarten aber nicht, dass schon bald Millionen E-Autos auf den Straßen rollen. Denn sie sind bisher vor allem wegen der Batterie vergleichsweise teuer.