Autobranche trotzt Krisen: Produktion auf Rekordniveau
Frankfurt/Main (dpa) - Die Autoindustrie in Deutschland bleibt unbeeindruckt von allen Konjunktursorgen und Krisen. Im August kletterten Produktion und Export auf neue Rekordhöhen, der Absatz in Deutschland legte zweistellig zu.
„Es spricht einiges dafür, dass sich die Dynamik verlangsamt. Aber das wäre gesund“, sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, am Freitag in Frankfurt. Denn die Kapazitäten seien zum Bersten ausgelastet: „2012 wird sich das Wachstum verlangsamen. Aber einen Abbruch, eine Rezession sehen wir nicht.“
Die Produktion der Autohersteller in Deutschland stieg im August im Vergleich zum Vorjahresmonat um 19 Prozent auf 399 000 Einheiten. „Damit haben wir für den Monat August ... das bislang höchste Produktionsergebnis erreicht“, sagte Wissmann wenige Tage vor der Eröffnung der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt. Der VDA erwartet im Gesamtjahr mehr als 3,1 Millionen Neuzulassungen in Deutschland.
In den ersten acht Monaten schoben der hohe Auftragsbestand und die schwungvolle Auslandsnachfrage die Produktion auf 3,9 Millionen Autos an - ein Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der VDA geht weiter von einer Jahresproduktion von über 5,9 Millionen Autos aus.
Der Export kletterte um starke 17 Prozent auf den neuen August-Rekordwert von 299 400 Einheiten. Damit lieferten die deutschen Hersteller in den ersten acht Monaten des Jahres knapp 3 Millionen Autos an Kunden in aller Welt. Im Gesamtjahr sollen es 4,5 Millionen werden - so viele wie noch nie, bestätigte Wissmann frühere Prognosen.
Zwar stiegen auch die Auftragseingänge erneut. Wissmann rechnet aber mit einem schwächeren Wachstum im zweiten Halbjahr, da der Aufholprozess weit fortgeschritten sei. Produktion und Export seien wieder auf einem hohen Niveau. Das wirkt sich auch auf die Beschäftigung aus: Im Juni arbeiteten in der deutschen Automobilindustrie 724 100 feste Mitarbeiter - gut 18 000 mehr als ein Jahr zuvor.
Als größte Sorge der Industrie bezeichnete Wissmann die Finanzmärkte. Die hätten den Branche 2008 schon einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht und sollten sich besser auf ihre Aufgabe konzentrieren: Die Realwirtschaft zu unterstützen. Zudem müsse die Politik in Europa und den USA schnell Wege aus den Staatsschuldenkrisen finden.
Die Unsicherheiten seien noch lange nicht gebannt, sagte Wissmann: „Wir glauben aber, dass die Autoindustrie stark genug aufgestellt ist, auch mit unsicheren Zeiten zurechtzukommen. Wir haben eine sehr robuste Ausgangsposition und einen sehr weiten Blick.“ Vor allem in den Schwellenländern sei mittel- bis langfristig weiter mit Wachstum zu rechnen. Wissmann verwies auf eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey, wonach der weltweite Autoabsatz bis 2020 um rund 40 Prozent auf mehr als 90 Millionen Autos steigen werde.
Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) kamen im August in Deutschland 237 560 Autos neu auf die Straßen. Das seien 18,3 Prozent mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Für die ersten acht Monate zählten die Flensburger Statistiker 2,12 Millionen neue Personenwagen oder 11,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei zeigen sich noch die Spätfolgen der Abwrackprämie: Kleinere Autos sind gegenwärtig weniger gefragt, dagegen gibt es einen kräftigen Schub für die obere Mittelklasse und die Oberklasse.
Der Branchenprimus Volkswagen legte im August um 14 Prozent auf 48 690 verkaufte Wagen zu, die Konzerntochter Audi um ein Fünftel auf 18 932. Die BMW-Gruppe steigerte den Absatz um 60 Prozent auf 23 239 BMWs und Minis. Bei Mercedes-Benz betrug das Plus mehr als ein Drittel auf 21 248 Wagen. Die GM-Tochter Opel verkaufte im August 19 269 Wagen, 23 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bis auf den Smart verbuchten alle deutschen Marken Zugewinne.