Vor allem Fernzüge unpünktlich Bahn bekommt Verspätungen nicht in den Griff
Berlin (dpa) - Die Fernzüge der Deutschen Bahn haben sich im August noch häufiger verspätet als zuvor. Drei von zehn ICE und Intercitys kamen unpünktlich ans Ziel. Die Pünktlichkeitsquote lag bei 69,8 Prozent nach 72,1 Prozent im Juli und 74,7 Prozent im Juni, wie die der Konzern mitteilte.
Das ist der schlechteste August-Wert seit 2015. Damals kam die Bahn auf 69,3 Prozent. Vorstandschef Richard Lutz richtete einen dringenden Appell an seine Führungskräfte, den negativen Trend umzukehren. Auch gegen steigende Schulden bei dem Staatskonzern muss er angehen.
„Wie schon im Vormonat führte die anhaltende Hitzeperiode auch im August zu mehr Störungen an Fahrzeugen und Infrastruktur“, hieß es bei der Bahn zur Begründung der häufigeren Verspätungen. „Verschärft wurde die Situation durch zahlreiche Brände in Gleisnähe, die viele Verspätungen und Umleitungen nach sich zogen.“
Die Bahn konzentriere ihre Anstrengungen derzeit darauf, „die in den beiden Hitzemonaten angesammelten Störungen an Fahrzeugen und Infrastruktur nun zügig abzuarbeiten und im September wieder pünktlicher unterwegs zu sein“.
Pünktlich ist ein Zug nach Bahn-Definition, wenn er weniger als sechs Minuten nach der im Fahrplan angegebenen Zeit ankommt. Im Regionalverkehr verbesserte sich die Pünktlichkeit im August um 0,2 Punkte auf 94,3 Prozent leicht, unter anderem durch pünktlichere S-Bahnen.
Der Vorstand um Lutz kündigte in einem der Deutschen Presse-Agentur bekannt gewordenen Brief an die Führungskräfte an, der schlechten Pünktlichkeit entschieden entgegenzutreten. „Das sind wir nicht nur unseren Kunden, sondern auch unseren Mitarbeitern schuldig.“
Lutz will die Eisenbahn in Deutschland operativ stärker aus dem Konzernvorstand heraus steuern. Die einzelnen Geschäftsfelder müssten noch weitaus enger zusammenarbeiten, es dürfe keine Ressort-Egoismen mehr geben. Das Gesamtwohl der DB und das Wohl der Fahrgäste müssten im Vordergrund stehen.
Das ursprüngliche Ziel von 82 Prozent pünktlicher Fernzüge hatte Lutz im Juli aufgegeben. Stattdessen sei mit einer Quote von unter 80 Prozent zu rechnen. „Wir erwarten eine Trendwende zum Besseren im zweiten Halbjahr“, sagte er bei Vorstellung der Halbjahresbilanz.
Lutz musste bei der Präsentation auch einen Gewinneinbruch konstatieren - unter anderem wegen Problemen in der Gütersparte und höheren Ausgaben im Kampf gegen Verspätungen. Eine gezielte Ausgabensteuerung soll nun den Schuldenberg des Konzerns begrenzen. Eine Sprecherin bestätigte am Freitag, dass der Konzern gegensteuere.
Nach Medienberichten sind für Bestellungen ab einer bestimmten Höhe Sondergenehmigungen notwendig. „Ausdrücklich klar ist aber auch, dass an Maßnahmen für Qualität und Kundenzufriedenheit nicht gespart wird“, betonte die Sprecherin.
Im vergangenen Jahr waren die Schulden der Bahn auf 18,6 Milliarden Euro gestiegen. Lutz hatte im Frühjahr angekündigt, hohe Investitionen in Züge und das Schienennetz trieben die Summe in diesem Jahr Richtung 20 Milliarden - die Marke solle aber nicht überschritten werden.