Bahn steuert erneut auf Streik zu

Tarifgespräche sind gescheitert. Wann und wie lange die Lokführer diesmal die Arbeit niederlegen, ist noch offen.

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Berlin. Fahrgäste und Firmenkunden der Deutschen Bahn müssen schon bald wieder mit einem Streik rechnen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kündigte gestern „weitere Arbeitskämpfe“ an. Wann die Lokführer die Arbeit niederlegen wollen, ließ sie aber offen. „Die GDL wird darüber rechtzeitig informieren“, hieß es lediglich. Die Bahn zeigte sich empört. Ihre Kunden würden damit zum Spielball der GDL.

Am Sonntagabend waren Tarifgespräche zwischen beiden Seiten gescheitert. Bahn und GDL gaben sich dafür gegenseitig die Schuld. Nach Darstellung der Bahn war eine Vereinbarung, die den Konflikt entschärft hätte, fast unterschriftsreif. Die GDL hätte demnach einen eigenständigen Tarifvertrag für Zugbegleiter erhalten sollen, teilte die Bahn mit.

Die GDL-Spitzengremien lehnten den Bahn-Vorschlag einstimmig ab. Die Gewerkschaft argumentierte, der Tarifvertrag hätte der GDL nur eine Scheinzuständigkeit für die Zugbegleiter gegeben. „Die Entscheidung, welche Inhalte tatsächlich tarifiert werden und welche Tarifstruktur maßgebend ist, soll allein eine Gewerkschaft treffen, der die GDL-Mitglieder nicht angehören wollen“, hieß es in der GDL-Erklärung. Gemeint ist damit die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), mit der die GDL beim Zugpersonal konkurriert.

Die EVG hatte der GDL erneut gemeinsame Verhandlungen angeboten. „Kommt in die Verhandlungskommission, und lasst uns gemeinsam mit der Bahn verhandeln. Davon profitieren alle unsere Mitglieder“, warb der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner.

Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky warf der Bahn vor, das Grundrecht auf Koalitionsfreiheit all ihrer Mitarbeiter infrage zu stellen. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber wies der GDL die Verantwortung für das Scheitern der Gespräche zu: „Eine gute Zukunftslösung ist erneut an reinen Machtfragen gescheitert. So verhält sich kein verlässlicher Verhandlungspartner.“