Bald mehr Platz für Riesling, Burgunder und Co.

Im Jahr 2016 fallen die von der EU einst verhängten Anbauschranken für Wein. Doch nicht jeden freut das.

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Brüssel. Winzer im Anbaugebiet Saale-Unstrut wollen mehr Platz für ihre Reben, ihre Kollegen an der Ahr und badische Weinbaugemeinden auch. Allerdings gilt seit den 1970er-Jahren ein EU-weiter Anbaustopp. In vielen deutschen Weinbaugebieten lässt sich der Bedarf zwar gut dadurch decken, dass Betriebe aufgeben und ihre Rebflächen und Pflanzrechte verkaufen.

In kleinen Regionen wird es aber oft eng für Riesling, Spätburgunder und Co.. Die Winzer erwarten nun gespannt das Jahr 2016, ab dem die strengen Anbauschranken gelockert werden. Die rund 100 000 Hektar große Weinbaufläche in Deutschland darf dann in kleinen Schritten wieder wachsen. „Wir haben junge Winzer, die gut verkaufen, die würden gerne mehr machen“, sagt Siegfried Boy, Weinbaupräsident des Gebietes Saale-Unstrut. Der Landhunger sei groß geworden in den vergangenen Jahren.

„Wir brauchen die Möglichkeit, neue Anpflanzungen durchzuführen“, sagt auch der Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbandes, Rudolf Nickenig, in Bonn. Die Winzer sind dennoch heilfroh, dass der Anbaustopp nicht — wie befürchtet — komplett auslaufen wird. Nach dem derzeitigen Papier, das bei der EU auf dem Tisch liegt, sollen die Staaten von 2016 an für jährlich ein Prozent der Rebfläche Neuanpflanzungen genehmigen. Dem Weinbauverband ist das zu viel — er plädiert für ein langsameres Wachstum von unter einem Prozent.

Der Weinbauverband befürchtet auch, dass künftig nur noch dort Reben angebaut werden, wo es sich wirtschaftlich besonders lohnt. Da könnten beispielsweise die landschaftlich sehr schönen Steillagen auf der Strecke bleiben, da sie teurer zu bewirtschaften sind, wie Nickenig erklärt.

Eine komplette Rücknahme des Anbaustopps — das wäre auch für den Badischen Weinbauverband keine gute Lösung gewesen. „Wir wollen ein gut strukturiertes, moderates Wachstum“, sagt der Geschäftsführer Peter Wohlfahrt. Für Baden könne er sich ein jährliches Plus von 0,5 Prozent der Fläche vorstellen.

Wie weit die Ansichten unter den deutschen Winzern auseinandergehen, zeigt eine Nachfrage an Ahr und Mosel: „Wir brauchen mehr Platz für unseren Wein“, sagt der Weinbaupräsident der Ahr, Hubert Pauly. Allerdings solle die Fläche insgesamt nicht mehr als zehn Prozent wachsen. „Die Erzeuger an der Mosel hätten kein neues System für Rebpflanzungen gebraucht“, erklärt der Geschäftsführer des Weinbauverbandes, Gerd Knebel, und befürchtet mehr Bürokratie. Bislang sei es für Moselwinzer kein Problem, an neue Flächen zu kommen. Rheinland-Pfalz befürwortet eine Ausweitungsquote von 0,1 bis 0,3 Prozent.