Banken suchen Auswege aus Vertrauenskrise
Frankfurt/Main (dpa) - Deutschlands Banken suchen einen Weg aus der Vertrauenskrise. „Wir alle, die Banken, haben noch viel Arbeit zu verrichten, um das Vertrauen wieder zurückzugewinnen“.
Das sagte der Chef von Europas größter Direktbank ING-Diba, Roland Boekhout, am Donnerstag bei einer Tagung der „Börsen-Zeitung“ in Frankfurt. In Umfragen rutschte das Ansehen von Bankern zuletzt sogar noch ab. Schärfere Regulierung und Zinsen auf Rekordtief machen der Branche zusätzlich zu schaffen.
„In absehbarer Zeit muss uns der Einstieg in den Ausstieg aus der Niedrigzinsphase gelingen“, forderte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon. Die extrem niedrigen Zinsen - der Leitzins im Euroraum liegt auf dem Rekordtief von 0,75 Prozent - dämpften den Reformdruck und verminderten das Vermögen der Sparer: „Sie beschädigen langfristig eine gesunde Spar- und Vorsorgekultur.“
Angesicht von Reformerfolgen in etlichen Euro-Krisenstaaten appellierte Fahrenschon an die Europäische Zentralbank (EZB) und die Politik „schnellstmöglich auf einen realistischen und langfristig stabilisierenden Zinskurs“ einzuschwenken.
Boekhout mahnte, die Branche sollte mit einer Stimme sprechen - etwa auch beim Thema Gebühren an Geldautomaten. „Bevor es das Kartellamt tut, sollten wir die Gebühren im Sinne der Kunden auf 1,95 Euro vereinheitlichen“, forderte Boekhout. „Das würde unsere Branche als einig und kundenfreundlich dastehen lassen.“
Nach massivem Ärger über Gebühren von bis zu zehn Euro hatte sich die Bankenbranche verpflichtet, ab 15. Januar 2011 die Entgelte direkt auf dem Automatenbildschirm anzuzeigen. Fast alle privaten Banken führten damals eine Obergrenze von 1,95 Euro ein.
Die Sparkassen dagegen verlangen bis heute zum Teil mehr Gebühren mit Verweis auf hohe Kosten für ihr engmaschiges Automatennetz. Sparkassenpräsident Fahrenschon bekräftigte: Die Sparkassen stellten ihre Automaten gerne auch Kunden anderer Institute zur Verfügung. „Wir erlauben uns dann aber auch zu sagen: Bitte beteiligt Euch an den Kosten“, sagte Fahrenschon und betonte: „Klar, jeder hätte gerne Geld überall, umsonst. Dann können wir es staatlich organisieren.“
Zu viel Staat erkennt Fahrenschon bisweilen bei der Regulierung: Statt eines „Maßanzuges für stabiles Wirtschaftswachstum und gute Kundenberatung“ habe die Politik in den vergangenen Jahren eine „Zwangsjacke für mittelständische Kreditinstitute“ geknüpft. Der Sparkassenpräsident forderte, bei der Regulierung stärker nach Instituten und Risiken zu differenzieren.