Arbeitsplatzabbau Bayer-Betriebsrat verurteilt „Vernichtung von Know-how“
Wuppertal/Düsseldorf · Am Montag wird an allen Standorten eine Betriebsversammlung zum Stellenabbau mit Vorstand Werner Baumann übertragen.
Der Bayer-Betriebsrat am Standort Wuppertal verurteilt in einer Erklärung „die irreversible Vernichtung von Know-how und hoch innovativen Arbeitsplätzen“. Zur Entscheidung des Konzerns, den in Wuppertal gerade entstehenden neuen Produktionsbetrieb für den Wirkstoff Faktor VIII gar nicht in Betrieb zu nehmen, heißt es: „Wir halten eine derartige Einkürzung für den ungeeignetsten Weg eines ,Forschungsunternehmens’, zu besseren Ergebnissen zu kommen.“
Dass damit das Vorzeigeobjekt für den Standort nicht fortgeführt werde, „ist für alle Wuppertaler Beschäftigten ein unerwarteter Schock“, erklärten der Betriebsratsvorsitzende Michael Schmidt-Kießling und seine Stellvertreterin Sabine Schaab. „Nirgendwo in Deutschland ist eine vergleichbare, hochmoderne biotechnologische Anlage verfügbar.“ 350 Arbeitsplätze würden in Wuppertal damit schon im kommenden Jahr entfallen.
Als „herben Schlag“ bezeichnete Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) die Konzernentscheidung. „Die Arbeitsplätze sind damit weg. Das ist auch schlecht für den Wirtschaftsstandort.“ Allerdings habe sich Bayer in Wuppertal bereits in der Vergangenheit von Rückschlägen erholt, so nach der Lipobay-Krise. „In den vergangenen Jahren sind hier 1000 Arbeitsplätze entstanden.“
Eine Betriebsversammlung mit dem Bayer-Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann wird am Montag ab 14 Uhr an mehreren Standorten übertragen, so in Wuppertal, Monheim und Dormagen. Dort will Baumann zusammen mit Vertretern des Gesamtbetriebsrats und der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie die Mitarbeiter über die Hintergründe des zehnprozentigen Stellenabbaus weltweit informieren. Die Veranstaltung ist nicht öffentlich.
Minister Pinkwart spricht von nachvollziehbarer Begründung
Von einer unternehmenspolitischen Entscheidung, „die den Standort belastet und herausfordert“, spricht auch NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) gegenüber dieser Zeitung. „Ich sehe aber auch Möglichkeiten, den Schaden zu begrenzen und Chancen für die Zukunft wahrzunehmen.“ Entscheidend sei die Sozialverträglichkeit. „Die Beschäftigungsgarantie bis 2025 ist dafür von zentraler Bedeutung.“ Die Schritte seien vom Unternehmen nachvollziehbar begründet worden, „so schwer sie auch wiegen“.
Derzeit seien in allen Branchen weltweit starke Veränderungsprozesse zu beobachten. „Wir befinden uns am Ende eines langen Aufschwungs, Innovationszyklen werden kürzer, der globale Wettbewerb härter“, sagte der Minister. „Das zwingt Unternehmen zur Anpassung.“ Das Wirtschaftsministerium sei in Gesprächen mit den Beteiligten und versuche auszuloten, wie die Entscheidungen an den Standorten umgesetzt werden. „Bayer ist eines unserer wichtigsten forschungsintensiven Unternehmen. Wir wollen, dass es dauerhaft am Standort erfolgreich sein kann.“