Rohstoffe gewinnen Bergbau im All: BDI fordert schnelles Weltraumgesetz
Berlin (dpa) - Russland hat eins, die USA haben eins, selbst die Mongolei hat eins. Im Wettlauf um die begehrten und reichlich vorhandenen Rohstoffe aus dem All haben sich einige Länder bereits in Stellung gebracht und mit einem nationalen Weltraumgesetz Fakten für Forscher und Investoren geschaffen.
Deutschland hinkt da noch etwas hinterher - bislang haben Union und SPD im Rahmen ihres Koalitionsvertrags vom März lediglich eine entsprechende Absichtserklärung abgegeben. Man werde ein Weltraumgesetz auf den Weg bringen, um Investitions- und Rechtssicherheit für nicht-staatliche Raumfahrtaktivitäten zu schaffen, heißt es darin.
Ginge es nach dem Industrieverband BDI, sollte die Bundesregierung diesen Plänen langsam Taten folgen lassen. In einem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Positionspapier fordert der Verband einen „schnellstmöglichen Entwurf“, der unbedingt auch ein Kapitel zum Weltraumbergbau enthalten und zudem Haftungsfragen klären sollte. Andernfalls laufe Deutschland Gefahr, im globalen Wettlauf um die Ressourcen aus dem All ins Hintertreffen zu geraten.
Investorengelder würden dann weiterhin eher in solche Länder fließen, in denen in puncto Rohstoffgewinnung im All Rechtssicherheit bestehe. Als besonders innovativ heben die BDI-Autoren etwa die Regelungen aus Luxemburg hervor. Im August vergangenen Jahres hatte das Großherzogtum als erstes Land in Europa ein Gesetz zum Weltraum-Bergbau erlassen.
Das bescheidene Ziel dahinter: Der Aufstieg zu Europas Top-Weltraumnation. Und auch international wollen die Luxemburger die Nase möglichst weit vorne haben. Um das zu erreichen, hatte die Regierung zunächst 200 Millionen Euro in den Weltraum-Bergbau investiert.
Peanuts angesichts dessen, was Wissenschaftler in den unendlichen Weiten der Weltraum-Schatzkammer vermuten. Es wird davon ausgegangen, dass Asteroide reich an Platin, Eisen, Nickel oder Kobalt sind - Ressourcen, die für viele Schlüsseltechnologien unentbehrlich sind. Allein der vergleichsweise kleine Asteroid mit dem Namen „Amun 3554“ soll laut einer Schätzung aus dem Jahr 1997 Rohstoffe im Wert von 20 Billionen US-Dollar beherbergen.
Laut BDI verfüge die deutsche Industrie bereits über das nötige Know-how und die Erfahrung, um bei der Entwicklung der notwendigen Technik ganz vorne dabei zu sein - so zum Beispiel in den Bereichen Weltraumrobotik und Transportsysteme. Spätestens seit der Produktion und dem Einsatz der europäischen Trägerrakete Ariane-5 in den 1990er Jahren und der Entwicklung der neuen Ariane-6, sei Deutschland eine der führenden Raumfahrtnationen.
In der Politik stoßen die Experten mit ihrem Aufruf trotzdem nicht überall auf Begeisterung. „Der BDI ist auf einem Irrweg, wenn er den Wettlauf um Rohstoffe im All zur Tagesaufgabe erklärt und übereilte und noch dazu rechtlich fragwürdige Schritte der Regierung fordert“, erklärte Thomas Lutze, wirtschaftspolitischer Sprecher der Linke-Fraktion.
Offenbar habe man beim Industrieverband vergessen, dass dies auf internationaler Ebene bereits rechtlich geklärt ist. Und zwar im Rahmen des 1967 in Kraft getretenen Weltraumvertrags, demzufolge Rohstoffe im Weltraum für alle zugänglich sein müssen. Die einseitige Inanspruchnahme durch einzelne Staaten oder Unternehmen widerspreche dem Weltraumvertrag.
Nach Ansicht des BDI wiederum lasse sich eine Regelung für den Weltraumbergbau nicht eindeutig aus dem Weltraumvertrag herauslesen. Dort sei lediglich von einer gleichberechtigten Erforschung und Nutzung des Weltraums die Rede.