Berlin dämpft bundesweites Pro-Kopf-Einkommen
Berlin (dpa) - Berlin macht seinem Ruf „arm, aber sexy“ alle Ehre. Die Hauptstadt drückt auf das Pro-Kopf-Einkommen der gesamten Bundesrepublik.
Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner würde um 0,2 Prozent steigen, wenn man Berlin und seine Einwohner ausklammert, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) auf Basis von Daten des Europäischen Statistikamtes Eurostat errechnete.
Nicht nur die Arbeitslosenquote liegt in Berlin über dem bundesweiten Durchschnitt. Im Gegensatz zu anderen europäischen Hauptstädten sind nur wenige große Konzerne der Politik gefolgt und haben ihren Sitz in die Kapitale verlegt. Berlin setzt heute vor allem auf Start-ups oder seinen wachsenden Stellenwert als Tourismus-Ziel.
Ganz anders sieht es etwa in Griechenland oder Frankreich aus. Ließe man hier die Hauptstadt außen vor, würde der Wohlstand in den Ländern erheblich sinken. In Athen lebt mehr als ein Drittel der griechischen Bevölkerung. In der Region Attika rund um die Hauptstadt finden sich die meisten Unternehmen des Landes - von der Manufaktur über die Werft bis hin zum Hightech-Start-up. Ohne die Hauptstadt würde der Wohlstand Griechenlands um ein Fünftel zurückgehen.
Auch im zentralistisch geprägten Frankreich haben die wichtigsten Konzerne ihren Sitz in Paris oder im direkten Umland, etwa dem Büroviertel La Défense. Die gesamte Region Île-de-France ist auch die stärkste Industrieregion des Landes. Würde Paris ausgeklammert, wäre Frankreichs Bruttoinlandsprodukt 15 Prozent geringer.
Nur in Italien sieht es ähnlich aus wie in Deutschland. Als Regierungssitz ist Rom das Verwaltungszentrum und wird gern als Stadt beschuldigt, die das in Norditalien verdiente Geld verschlingt. Im Gegensatz zu anderen europäischen Hauptstädten würde der Wohlstand in Italien ohne Rom lediglich um zwei Prozent sinken.