Berlins zweiter Problem-Airport

Der ehemalige Flughafen Tempelhof sollte zur Spielwiese für Anwohner und Touristen werden — doch der Denkmalschutz bremst.

Berlin. Wenn Martin Pallgen sein Büro betritt, kann er das Ende der Gebäude rechts und links nicht mehr erkennen. „Es erstreckt sich zu beiden Seiten auf 600 Metern“, sagt der Sprecher der Tempelhof Projekt Gesellschaft. Sein Arbeitsplatz befindet sich an dem Ort, der zumindest einen Teil seiner Arbeitsaufgabe darstellt: im Gebäude des ehemaligen Flughafens Tempelhof in Berlin. „Da kann man gleich sehen, wo es Bedarf gibt.“

Vor zwei Jahren gründete der Berliner Senat die Gesellschaft, die aus dem Flughafengebäude und dem 380 Hektar großen Gelände — gemeinsam als „Tempelhofer Freiheit“ bezeichnet — einen Anziehungspunkt für Berliner und Touristen machen soll. Das Gebäude ist immer noch eines der größten der Welt: Mit Treppenhäusern und Technik-räumen hat es 300 000 Quadratmeter, davon sind 210 000 vermietbar. Problem: Nur etwa ein Drittel der Fläche hat zurzeit Mieter. Auf den Freiflächen lassen Berliner Drachen steigen.

Seit 1995 steht das Gebäude mit der berühmten „Hungerkralle“ vor der Tür unter Denkmalschutz. Einer der Gründe, warum nur langsam Leben in die Räume einzieht. „Das Gebäude steht innen und außen unter Denkmalschutz“, sagt die Denkmalpflegerin des Bezirks, Dorothea Krömer. Sie sieht den größten Sanierungsbedarf beim Dach, das an vielen Stellen undicht ist, bei Rohrbrüchen und Fassadenschäden. Die Liste sei jedoch viel länger. „Da gibt es so viel zu tun — als Denkmalpfleger könnte man direkt dort einziehen“, sagt sie. Doch es fehlt Geld. Das chronisch knappe Land Berlin stellt jährlich 17 Millionen Euro zur Verfügung, sagt Pallgen. Geld, das für Gebäude, Park und geplante Bebauungen reichen muss.

Die Berliner Stadtwerber sind mit der Entwicklung des Flughafens nicht zufrieden. Strategieberater von „Visitberlin“, Gerhard Buchholz, hat eine Vision. Ein „Pfad der Geschichte“, der vom Flughafen Tempelhof über den Checkpoint Charlie bis zur Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße führt. Alle drei Stätten liegen auf einer Achse. Buchholz sieht Touristen und Berliner schon entlang des Pfads wandeln.