Verbraucher Bierpreise gestiegen - Hitze treibt Absatz
Wiesbaden (dpa) - Die Verbraucher in Deutschland müssen in diesem Sommer deutlich mehr Geld für Bier ausgeben. Im Juni lagen die Preise um 4,1 Prozent über dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt an diesem Montag in Wiesbaden mitteilte.
Der heiße Sommer beschert derweil den Brauereien gute Geschäfte.
Mehrere große Brauereien haben im Winter und im Frühjahr die Preise erhöht - laut Branche zum ersten Mal seit vier Jahren. Schnäppchenpreise von unter zehn Euro die Kiste sind den Herstellern ein Dorn im Auge. „Die Preiserhöhungen waren überfällig“, sagt Niklas Other, Herausgeber des Branchenmagazins „Inside“. Die Brauereien müssten höhere Kosten für Strom, Personal und Logistik stemmen. Zudem geht der Trend zu Spezialbieren. So lassen sich Bierfans Craft-Produkte mehr kosten als übliche Sorten.
Die Brauereibranche leidet allerdings unter dem langfristig sinkenden Bierdurst der Deutschen. Mit 93,5 Millionen Hektolitern verkauften die Hersteller 2017 so wenig Bier wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Anders als in den Vorjahren konnte auch der Export das Minus im Land nicht ausgleichen. Deutschland ist weltweit der viertgrößte Bierproduzent - nach China, den USA und Brasilien.
In diesem Jahr aber spielt die anhaltende Hitze den Brauereien in die Hände. Mehrere große Hersteller hatten bereits im Mai von Rekord-Zahlen berichtet, seither blieben die Temperaturen hoch. Offizielle Zahlen gibt es noch nicht. „Der Bierabsatz im Sommer war dank des guten Wetters und der Fußball-WM hervorragend“, sagt Other. „Auch wenn es nur wenige Spiele der deutschen Nationalmannschaft gab.“ Angesichts der Hitze seien die Verkäufe im Juli weiter stark.
Von Januar bis Juni liege das Absatzplus gemessen am Vorjahreszeitraum bei gut 2 Prozent, sagt der Bier-Experte. „Wenn der August und September nicht verregnet wird, dürfte 2018 ein gutes Jahr für die Brauer werden.“
Mit dem jüngsten Preisanstieg um gut vier Prozent hat sich Bier indes stärker verteuert als Wein. Hier stellten die Wiesbadener Statistiker ein Plus von 2,0 Prozent fest. Cola-Getränke kosteten 1,5 Prozent mehr, die Preise für Mineralwasser blieben mit einem Plus von 0,7 Prozent nahezu stabil und Orangensaft verbilligte sich leicht. Für Apfelsaft mussten die Verbraucher wegen einer schlechten Ernte dagegen binnen Jahresfrist sogar 11,6 Prozent mehr zahlen .
Bier sei trotz Preiserhöhung im internationalen Vergleich noch billig, sagt Other. In der Gunst der Deutschen ist es ohnehin unangefochten vor anderen alkoholischen Getränken: Im vergangenen Jahr kauften sie pro Kopf rund 74 Liter Bier und Biermixgetränke im Lebensmittelhandel sowie in Getränkeabholmärkten. Dafür gaben sie laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen 7,4 Milliarden Euro aus. Wein hatte deutlich das Nachsehen: Pro Kopf erwarben die Bundesbürger 2017 nur 6,6 Liter im Lebensmittelhandel und in Drogeriemärkten.