Biogold aus dem Kieswerk
Der teure Rohstoff wird im südpfälzischen Rheinzabern professionell gewonnen — aber nur in kleinen Mengen.
Rheinzabern. Kleinvieh macht Mist. Das gilt auch für die Goldgewinnung im südpfälzischen Kieswerk Rheinzabern. Nach mehrfachem Sieben von Tonnen von Kies, nach Rütteln, Zentrifugieren und Waschen bleibt nur eine dünne Schicht winziger goldener Sandkörner übrig. Doch in einigen Wochen kommt genug zusammen, um daraus daumennagelgroße Nuggets von 300 Gramm zu gießen. Beim derzeit hohen Goldpreis bringt das rund 15 000 Euro in die Kasse.
„Unseren Umsatz machen wir aber nach wie vor mit dem Kies“, stellt Udo Flüchter klar. Er ist in der Holcim-Gruppe für die Region Karlsruhe verantwortlich — und damit auch für das bislang einzige deutsche Kieswerk mit der Lizenz zur Goldgewinnung. „Aber es lohnt sich schon“, fügt er hinzu. „Sonst würden wir es nicht machen.“ Wie viel Gewinn am Ende dabei herausspringt, will er nicht verraten.
Für den Leiter der Produktion, Horst Wayand, ist die Suche nach dem Edelmetall eine willkommene Abwechslung in der täglichen Baggerei. Über Jahre hat der Tüftler sie perfektioniert, nicht zuletzt auch mit Hilfestellung des Bergbau-Professors Herrmann Wotruba von der Technischen Universität Aachen. Insgesamt hat das Unternehmen bislang einen hohen sechsstelligen Betrag investiert.
Das Verfahren ähnelt dem der traditionellen Goldwäscher am Rhein. Der Sand wird sortiert, gerüttelt und geschüttelt, bis nur noch die schweren Metallflitter übrigbleiben. Etwa 300 000 von ihnen wiegen ein Gramm. Wie viele Tonnen Gestein und Sand dafür behandelt werden müssen, lässt sich nicht abschätzen — aber es sind viele. „Das hängt ganz vom Standort ab“, sagt Wayand.
Die entscheidende Idee kam Wayand beim Blick in sein Badezimmer. „Wenn meine Kinder nach dem Spielen ein Schaumbad nehmen, dann bleibt der Dreck im Schaum“, erzählt er. Also setzte er dem mit Goldflitter vermischten Sand eine Seifenlösung zu, rührte um — und die Goldflitter mit dem Schaum stiegen nach oben.
„Das funktioniert, weil das Gold bei uns Plättchenform besitzt und sich deshalb an den Schaum anlegt“, erklärt Wayand. Mit diesem Verfahren kann er Gold mit einem Reinheitsgrad von 94 Prozent herstellen. Und das ganz ohne giftige chemische Zusätze, wie sie andernorts bei der Goldgewinnung eingesetzt werden. „Deshalb bieten wir unser Produkt als Biogold an“, sagt Flüchter. Das passt gut in die Zeit.