Blohm + Voss: Verkauf geplatzt
Das Emirat Abu Dhabi verzichtet auf die Übernahme des Traditionsunternehmens.
Hamburg/Essen. Der sicher geglaubte Verkauf des zivilen Teils der Hamburger Werft Blohm + Voss an die arabische Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar ist zunächst gescheitert. Die „kommerziellen Anreize“ für die Transaktion hätten sich in einer Weise abgeschwächt, dass erwartete Geschäftschancen nicht mehr tragfähig erschienen, teilte Thyssen-Krupp am Freitag in Essen mit.
Verantwortlich für die Entscheidung von Abu Dhabi Mar sei die aktuell schwierige Situation in der Region Nahost und Nordafrika. Es sei dabei nicht um mögliche Probleme bei der Werft gegangen, hieß es. Auch aus der geplanten Kooperation im militärischen Schiffbau wird nichts. Lediglich den zivilen Teil der Kieler Werft HDW Gaarden wollen die Araber noch übernehmen.
Thyssen-Krupp kündigte an, nun innerhalb der kommenden 18 Monate einen neuen Käufer für die zivilen Teile von Blohm + Voss suchen und den Kriegsschiffbau in eigener Regie weiterbetreiben zu wollen.
Der Verkauf an Abu Dhabi Mar galt eigentlich als perfekt. Schon im Herbst 2009 hatten sich beide Seiten im Grundsatz auf das Geschäft verständigt, mit dem die Araber den Schiffsneubau von bis zu 700 Millionen Euro teuren Mega-Yachten, das Reparaturgeschäft und eine Maschinenbausparte mehrheitlich übernehmen sollten. Beim zivilen Teil von Blohm + Voss geht es um einen Umsatz von rund 476 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2009/10 und aktuell 1440 Mitarbeiter.
Zudem war ein Gemeinschaftsunternehmen für den militärischen Teil von Blohm + Voss geplant. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten beide Seiten im April 2010, die EU-Kommission gab dafür im August 2010 grünes Licht. Doch dann traten immer neue Verzögerungen ein, unter anderem als der Staatsfonds Mubadala bei Abu Dhabi Mar einstieg.
Für einen Verkauf des zivilen Teils von Blohm + Voss würden bereits Gespräche mit einem Interessenten geführt, kündigte der für das Thema Werften zuständige Thyssen-Krupp-Vorstand Olaf Berlien am Freitag an. ThyssenKrupp habe in seinem Werften-Geschäft in den letzten Monaten schwarze Zahlen geschrieben.