Schuldenkrise — deutsche Urlauber spüren nichts davon

Die Proteste in Athen kommen an den Stränden nicht an. Auch von Feindlichkeit ist keine Spur.

Rhodos-Stadt. Krise? Welche Krise? Wer sich am Strand von Faliraki auf der griechischen Insel Rhodos umschaut, könnte glatt vergessen, dass dieses Land gerade erst haarscharf der Pleite entronnen ist. Die Fernseher in den Bars zeigen keine Demonstranten, sondern Fußball. Davor sitzen Urlauber vor großen Bierkrügen. „Feels like Heaven“ dröhnt aus den Boxen. Wie im Himmel dürften sich die Griechen derzeit kaum fühlen.

Der Kontrast zu den Protesten in Athen könnte kaum größer sein: In der Hauptstadt gab es Straßenschlachten, in den Ferienorten läuft das Spaßprogramm weiter wie eh und je. Doch auch die Urlauber machen sich Gedanken über die Schuldenkrise. Einige haben sich durchaus gefragt: Kann man jetzt noch nach Griechenland fahren? „Uns haben am Freitag noch Verwandte angerufen: Wollt ihr wirklich fahren?“, erzählt Carl Müller, der gerade angekommen ist. Die Bilder von den Krawallen in Athen wirkten schließlich nicht gerade einladend. Ihn habe das nicht abgeschreckt. „Wir kommen aus Berlin, da werden am 1. Mai auch Autos angezündet, also was soll’s?“

Mit brennenden Autos müssen Urlauber auf Rhodos nicht rechnen. „Es ist wie bisher, als wär gar nichts gewesen“, sagt Dieter Fuchs aus Saarbrücken.

Nichts gewesen? Moment, war da nicht was? In Athen haben Demonstranten doch Plakate mit Hakenkreuzen in den Händen gehabt — eine Reaktion darauf, dass die deutschen Politiker von den Griechen einen harten Sparkurs verlangt haben. Einen Sparkurs, unter dem viele Griechen leiden werden. Heißt das nun, dass Deutsche in Griechenland nicht mehr gern gesehen sind? „Überhaupt nicht“, sagt Sandra Weber aus Regensburg. „Wir werden bestens bedient“, ergänzt Günther Sagener aus Berlin. Ob er etwas von dem Streik mitbekommen hat? Ja, sagt er. „Im Fernsehen.“

Geredet wird viel über das Thema. Die deutschen Urlauber schwanken dabei zwischen Mitleid und Häme. In den Hotelanlagen, wo die Touristen unter sich sind, äußern sich einige wenig schmeichelhaft über ihre Gastgeber. Über deren „Schlamperei“ ärgert sich Dieter Fuchs und meint: „Es müsste was passieren in Griechenland.“ Und Adrian Vissers aus Worms findet: „Man muss schon selber gucken, dass man sein Land am Laufen hält. Und selber sparen.“