BMW liefert Rekordzahlen ab - Konzern vor neuer Strategie
München (dpa) - BMW-Chef Harald Krüger verschafft sich mit Rekordzahlen mehr Spielraum für die Neuausrichtung des Autoherstellers. Eine Woche vor der Vorstellung einer neuen Konzernstrategie glänzten die Münchner mit ihren Geschäftszahlen für 2015.
Umsatz und Gewinn wuchsen im vergangenen Jahr kräftig, wie BMW am Mittwoch mitteilte. Der Ausblick auf die Verkaufszahlen im laufenden Jahr fiel allerdings vorsichtiger aus.
Auch profitieren die Anleger nicht so stark vom sprudelnden Gewinn wie sich einige das erhofft hatten: Eine Sonderdividende will BMW im Geburtstagsjahr nicht ausschütten. Der Autobauer hat gerade seinen 100. gefeiert. Die Aktie verlor am Nachmittag rund 2,5 Prozent.
BMW-Mitarbeiter können sich indes über eine stattliche Erfolgsprämie freuen. Ein Facharbeiter der Gehaltsgruppe 5 soll für das abgelaufene Jahr eine Erfolgsbeteiligung von 8375 Euro erhalten, wie BMW-Gesamtbetriebsratschef Manfred Schoch sagte. Das sind 10 Euro oder 0,1 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.
In puncto Dividende hatten einige Analysten bereits vor überzogenen Erwartungen gewarnt. BMW muss Wege finden, um einerseits weiter viele lukrative Oberklasse-Wagen verkaufen, andererseits aber auch mit anspruchsvollen Umweltgesetzen fertig zu werden. Dafür wird der Konzern noch mehr Geld in Forschung und Entwicklung investieren müssen.
Außerdem wollen immer mehr Autohersteller künftig in der Oberklasse mitspielen, wo die hohen Margen zu holen sind. Auch neue Hersteller wie Tesla, die Google-Mutter Alphabet oder möglicherweise auch Apple drängen in die Branche.
BMW-Chef Krüger wird am Mittwoch kommender Woche bei der Bilanzpressekonferenz die Frage beantworten müssen, welche Rolle BMW künftig beim Wandel der Autoindustrie und von Mobilität spielen soll. Es wird die erste große Richtungsentscheidung des neuen Konzernlenkers, der vor knapp einem Jahr den Posten von Norbert Reithofer übernommen hatte.
Krügers erste Jahreszahlen als Konzernchef können sich sehen lassen: Die Erlöse kletterten 2015 um 14,6 Prozent auf 92,2 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg um 5,2 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieben 6,4 Milliarden Euro als Konzernüberschuss übrig - 10 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Bei allen drei Kennzahlen übertraf BMW die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.
Bei der Umsatzrendite fiel BMW zwar hinter den Oberklasse-Konkurrenten Daimler zurück - allerdings nicht so deutlich wie von Experten befürchtet. Die Münchner behielten 2015 im Autogeschäft 9,2 Prozent des Umsatzes als operativen Gewinn (Ebit) übrig. Damit sank die Marge um 0,4 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr in die Mitte der anvisierten Spanne zwischen 8 und 10 Prozent.
Der Wert liegt knapp hinter den 9,5 Prozent, die Daimler in der Autosparte erzielte. Im Schlussquartal lag die Marge bei BMW allerdings schon wieder bei 9,6 Prozent und damit über dem Vergleichswert aus dem Vorjahr (8,2 Prozent) und dem Niveau des übrigen Jahres.
Der BMW-Konzern hatte im vergangenen Jahr insgesamt mehr als 2,2 Millionen Autos verkauft und damit so viele wie nie zuvor. Allerdings trieben vor allem kleinere Modelle wie der 2er und der 4er das Wachstum an. An diesen Autos verdient BMW nicht ganz so viel Geld wie an Luxus-Karossen wie dem 7er. Allerdings legten auch die Verkäufe der vergleichsweise teuren SUV-Modelle der X-Baureihe zu. Zudem schaffte die Konzerntochter Mini ein Verkaufsplus.
Beim Absatz wollen die Münchner im laufenden Jahr nur noch leicht zulegen. Im vergangenen Jahr hatte BMW hier etwas vollmundiger geklungen und eine Steigerung angekündigt - ohne die Einschränkung „leicht“.