Boeings Traum am Boden
Nach den Problemen mit dem „Dreamliner“ hält sich Airbus mit Kritik zurück.
Seattle/Toulouse. Boeing-Chef Jim McNerney bemüht sich um Schadensbegrenzung, nachdem die Behörden den „Dreamliner“ aus dem Verkehr gezogen haben: „Die Sicherheit von Passagieren und Besatzungsmitgliedern hat für uns absoluten Vorrang.“ Zuletzt hatten sich die Batterien als buchstäblich brandgefährlich erwiesen. McNerney sagt: „Wir sind überzeugt, dass die 787 sicher ist.“
Auslöser für das behördlich verhängte Flugverbot ist die Notlandung eines „Dreamliners“ in Japan, in dem eine Batterie geschmort hatte. Bevor eine der Maschinen wieder starten darf, muss die Sicherheit der Batterien nun nachgewiesen werden.
Als erste Institution hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA ein Flugverbot ausgesprochen. Es ist das erste Mal seit 34 Jahren, dass die FAA ein Flugverbot für alle Maschinen eines Typs verhängt. Die Aufseher in Japan, Europa, Indien, Katar und Chile haben sich angeschlossen.
Die japanischen Gesellschaften All Nippon Airways (Ana) und Japan Airlines (Jal) hatten bereits am Mittwoch kurz nach der Notlandung der Ana-Maschine im japanischen Takamatsu alle Flüge ausgesetzt.
Die einzige europäische Airline mit dem „Dreamliner“ in ihrer Flotte, die polnische Lot, prüft Schadensersatzforderungen wegen des Flugverbots für den Langstreckenjet. In Deutschland hat bislang keine Fluggesellschaft den „Dreamliner“ in der Flotte. Air Berlin hat aber 15 Stück bestellt, die 2015 ausgeliefert werden sollen.
US-Experten wollen nun in Japan den Pannenflieger unter die Lupe nehmen. Das könnte aber schwierig werden. „Niemand kennt die Lösung, weil niemand weiß, wo das Problem liegt“, sagt der ehemalige FAA-Sicherheitsexperte John Goglia.
In Toulouse zieht der europäische Konkurrent Airbus zeitgleich Bilanz. Doch von Häme gegenüber dem US-Konkurrenten keine Spur. Chef Fabrice Brégier kann sich nicht recht freuen über die Pannen des Erzrivalen. „Wir haben exzellente Leute“, sagt Brégier über Airbus. Und fügt hinzu: „Boeing ist nicht weit davon entfernt.“
Die Zurückhaltung des Airbus-Chefs liegt auch im eigenen Haus begründet: Der europäische Flugzeugbauer hat genug Probleme. Der Militärtransporter A 400M soll nach langen Verzögerungen nun „im zweiten Quartal“ ausgeliefert werden. Beim A 380 gab es nach Haarrissen in den Tragflächen und herbem Imageverlust 2012 gerade neunmal Bestellungen. Der direkte „Dreamliner“-Rivale A 350 kommt auch nur mit Verzögerung zum Jungfernflug. Der Termin dafür Mitte 2013 steht — noch. Brégiers Erklärung: „Flugzeuge bauen ist ein schwieriges Geschäft.“