Börsenfusion: Warnung vor zu strengen Auflagen
Frankfurt/Main (dpa) - Die Deutsche Börse will ihre Fusion mit der New York Stock Exchange (NYSE) platzen lassen, wenn die EU-Wettbewerbsbehörden sie zu allzu großen Zugeständnissen zwingen sollte.
„Grundsätzlich verläuft die rote Linie dort, wo die Fusion durch die Auflagen unattraktiv wird“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse, Reto Francioni, der „Berliner Zeitung“ und der „Frankfurter Rundschau“ (Samstag) laut Vorabmeldung.
„Wenn die Bedingung für die Genehmigung wäre, eine der beiden Terminbörsen, Eurex oder Liffe, zu verkaufen, dann würden signifikante Vorteile der Fusion fehlen“, fügte Francioni hinzu. Zuletzt war spekuliert worden, Francioni sei zu weitreichenden Zugeständnissen an EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia bereit, um die umstrittene Fusion mit der New Yorker Börse zu erreichen. Unter anderem war von der Abspaltung einer neu zusammengestellten Terminbörse für Aktienderivate die Rede. Francioni sprach in diesem Zusammenhang von einem Gerücht, das er nicht kommentieren wolle.
Francioni trat Bedenken entgegen, die Fusion erzeuge ein Monopol im Derivate-Geschäft: „Ich teile die Sorgen überhaupt nicht, denn die Definition vom relevanten Markt ist eine weltweite“, sagte er. Der Börsenhandel mache nicht an einzelnen Ländergrenzen oder den Außengrenzen einzelner Regionen halt. In Europa hätte die neue Super-Börse in diesem Segment nach seinen Worten nur einen Marktanteil von 15 Prozent, weltweit wären es laut Francioni weniger als vier Prozent.
Der Chef der Deutschen Börse betonte, der geplante Zusammenschluss sei „großartig für den Standort Frankfurt, er ist klasse für den europäischen Kapitalmarkt und er ist auch gut für die NYSE“. Die Ängste vor Arbeitsplatzverlusten in Frankfurt nehme er ernst, sagte der Börsenchef. Sie seien allerdings „eine Folge von Sorge vor Veränderung“. Durch die Fusion würden auch neue Stellen entstehen können.