Bosch-Mitarbeiter machen Rettungsvorschläge für Solarsparte

Gerlingen/Arnstadt (dpa) - Die Mitarbeiter der Bosch-Solarsparte nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand.

Am Donnerstag diskutierten sie am Rande einer Kundgebung mit der Bosch-Geschäftsführung Möglichkeiten zur Rettung der Produktion im thüringischen Arnstadt.

„Wir fordern eine Perspektive für den Standort“, sagte der erste Bevollmächtigte der IG Metall Erfurt, Wolfang Lemb. Die Gespräche sollen bis Ende des Jahres fortgeführt werden - dann hofft Lemb auf eine Lösung.

Bosch hatte im März angekündigt, seine Solarsparte nach Milliardenverlusten aufzugeben und das Werk in Arnstadt mit rund 1800 Beschäftigten zu schließen. Insgesamt stehen an den drei Solar-Standorten 3000 Stellen auf dem Spiel.

Gut 2000 Bosch-Mitarbeiter aus Arnstadt, aber auch von anderen Standorten kamen laut Gewerkschaftsangaben am Donnerstag zu einer Kundgebung vor der Bosch-Zentrale auf der Schillerhöhe in Gerlingen bei Stuttgart zusammen. Auch Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) schloss sich den Bosch-Mitarbeitern an.

„Die Geschäftsführung muss mit dem Betriebsrat und der Landesregierung endlich konkret über potenzielle Investoren und deren Zukunftskonzepte reden“, sagte Machnig. Für das Land gehe es um Arbeitsplätze, aber auch um Gewerbesteuer und Kaufkraftverluste. „Das ist für die Region erheblich.“

Die Suche nach Käufern für die Solarstandorte war bislang ergebnislos verlaufen. Mit höchster Priorität werde ein Investor aus dem Photovoltaik-Umfeld gesucht, sagte ein Sprecher. Mit seriösen Interessenten führe man intensive Gespräche.

Auch über die andiskutierte Verlagerung anderer Produktionen an die insgesamt drei Solarstandorte hatte Bosch bislang nichts weiter verlauten lassen. Neben Arnstadt sind das französische Vénissieux und eine Produktion in Brandenburg an der Havel betroffen.

Weitere Möglichkeiten haben Betriebsrat und IG Metall nun in einem Gutachten abklopfen lassen, das sie Bosch-Chef Volkmar Denner und Aufsichtsratschef Franz Fehrenbach vorlegten. Darin seien verschiedene Szenarien beschrieben, sagte Lemb. Selbst eine dauerhafte Fortführung der Photovoltaik-Produktion sei denkbar.

Nach den Berechnungen der Gewerkschaft würde eine komplette Schließung 560 Millionen Euro Kapital verbrennen. Die Geschäftsführung habe dieser Zahl nicht widersprochen, sagte Lemb. Für eine Fortführung würden dagegen nur 92 Millionen Euro Kapital benötigt. Ein Bosch-Sprecher wollte die Zahlen nicht bestätigten.

Die Chancen, Investoren zu finden, seien aber deutlich höher aus einem funktionierenden Betrieb heraus, hieß es von Bosch. Deshalb halte Bosch Produktion und Vertrieb nach wie vor aufrecht und nehme dafür zusätzliche, nicht unerhebliche Verluste in Kauf.

Die größte Chance sieht Lemb in einer Kombination mehrerer Möglichkeiten: Den Erhalt von Teilen der Produktion, sowie der Forschung und Entwicklung und der Ansiedelung anderer Bosch-Produktionen in Arnstadt. „Wir sind uns mit der Geschäftsführung einig, dass es darum geht, möglichst viele Arbeitsplätzen zu erhalten“, sagte Lemb.