Bundesbank: Konjunkturdelle statt Rezession

Frankfurt/Wiesbaden (dpa) - Nach einem Verschnaufpause im Winter wird die deutsche Konjunktur nach Überzeugung der Bundesbank schon Ende 2012 wieder in Schwung kommen. Staatsschuldenkrise und schwache Weltkonjunktur dürften im Winter zwar Bremsspuren hinterlassen.

Einen tiefen Einbruch fürchtet die Deutsche Bundesbank in ihrer am Freitag in Frankfurt veröffentlichten Wirtschaftsprognose aber nicht. Allerdings hat die weltweite Konjunkturflaute der deutschen Exportwirtschaft bereits im Oktober einen überraschend kräftigen Dämpfer verpasst. Die Ausfuhren fielen im Monatsvergleich kalender- und saisonbereinigt um 3,6 Prozent auf 89,2 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Volkswirte hatten nur mit einem Rückgang um 1,3 Prozent gerechnet. Die Einfuhren gingen den Angaben zufolge um 1,0 Prozent auf 75,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vormonat zurück.

„Angesichts der gegenwärtig schwachen Entwicklung der deutschen Absatzmärkte sind vom Außenhandel keine entscheidenden Wachstumsimpulse zu erwarten“, urteilte das Wirtschaftsministerium in Berlin. Dennoch schlage sich die Exportwirtschaft beachtlich.

Denn trotz des schwachen Oktobers steuert der deutsche Außenhandel auf ein Rekordjahr zu. In der Nacht zu Nikolaus hatten die Exporte erstmals in einem Jahr den Wert von einer Billion Euro überschritten. Damit wird 2011 ein Rekordjahr, wie der Außenhandelsverband BGA mitteilte. BGA-Präsident Anton F. Börner sagte: „Deutschland erweist sich in der Eurokrise als Zugpferd für die europäische Wirtschaft.“

Die Bundesbank sieht im Inland alle Voraussetzungen für einen langen, breit angelegten Aufschwung intakt: „Angesichts des hohen Offenheitsgrades sind für die deutsche Wirtschaft aber Nachfrageimpulse aus den Hauptabnahmeländern von großer Bedeutung.“

Daher korrigierten die Währungshüter ihre Prognose für die Entwicklung der deutschen Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr nach unten. Sie rechnen nun nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,6 Prozent nach 3,0 Prozent im laufenden Jahr. Vor sechs Monaten hatten die Währungshüter für 2012 noch eine Wachstumsrate von 1,8 Prozent prognostiziert, zuletzt hielt die Bundesbank ein Wirtschaftswachstum zwischen 0,5 Prozent und 1,0 Prozent für realistisch.

Die Vorhersage steht unter dem Vorbehalt, dass sich die Staatsschuldenkrise nicht spürbar verschärft. „Die Unsicherheit über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung ist derzeit außergewöhnlich groß“, betonten die Experten.

Aktuell erwarten die Notenbanker allerdings eher, dass die Verunsicherung der Investoren und Konsumenten allmählich nachlassen wird. Dafür müsse die Politik Reformen umsetzen, um die Fiskalkrise zu überwinden. In diesem Fall sagen die Notenbanker bereits für 2013 wieder ein kräftiges Wachstum von 1,8 Prozent voraus.

Die Konjunkturschwäche wird nach Überzeugung der Bundesbank den Preisdruck abschwächen. Nach einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,5 Prozent im laufenden Jahr sei für 2012 und 2013 mit einer Teuerungsrate von 1,8 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent im Jahresdurchschnitt zu rechnen. Energieprodukte werden sich nach der Prognose nicht mehr so stark verteuern wie zuletzt.

Im November sank die jährliche Teuerungsrate von 2,5 Prozent im Vormonat auf 2,4 Prozent. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurde die jährliche Teuerung erneut vor allem vom Preisauftrieb bei Sprit (plus 11,3 Prozent) und Heizöl (plus 28,5 Prozent) getrieben. Ohne Berücksichtigung der Energie hätte die Inflationsrate bei 1,4 Prozent gelegen.

Damit schwächte sich die Inflation auf Jahressicht den zweiten Monat in Folge etwas ab. Sie bleibt aber über der Warnschwelle der Europäischen Zentralbank. Die Währungshüter sehen die Preisstabilität bei Teuerungsraten bis knapp unter 2,0 Prozent gewahrt.