Bundesnetzagentur kritisiert Strompreiserhöhungen

Bonn/Berlin/Heidelberg (dpa) - Die Bundesnetzagentur hält die massive Strompreiserhöhungswelle für ungerechtfertigt.

Die Stromversorger versuchten, die Steigerung der Ökostrom-Umlage um 1,5 Cent pro Kilowattstunde an die Kunden weiterzureichen, heißt es einem Schreiben von Präsident Matthias Kurth an den Beirat der Netzagentur, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. „Das ist sachlich nicht gerechtfertigt“, betonte Kurth.

Denn immer mehr Strom aus erneuerbaren Energien wirke sich dämpfend auf die Großhandelspreise für Strom aus, „da sie sukzessive teure Kraftwerke aus dem Markt verdrängen“. Es gebe dadurch insgesamt sogar einen Spielraum für Preissenkungen in einer Größenordnung von 3 Cent pro Kilowattstunde. Auch Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hatte zuletzt im Bundestag die massiven Erhöhungen mit der einseitigen Begründung einer steigenden Ökostrom-Umlage kritisiert.

Nach Angaben des Internetvergleichsportals verivox.de sind die Einkaufspreise für Strom in den vergangenen zwei Jahren um rund 20 Prozent gesunken. Doch dieser Preisrutsch sei bei den Verbrauchern niemals angekommen, teilte verivox mit. Das Portal bezog sich dabei auf Daten des Statistischen Bundesamtes zum Erzeugerpreisindex Strom.

Im gleichen Zeitraum seien dagegen die Verbraucherpreise um 8 Prozent gestiegen. „Die durchschnittlichen Strompreise für private Verbraucher steigen jedes Jahr, auch wenn die Großhandelspreise sinken“, erklärte der Energieexperte des Portals, Peter Reese.

Jeder zweite Haushalt muss im kommenden Jahr für den Stromverbrauch tiefer in die Tasche greifen. Die Unternehmen machen indes die erhöhte Umlage für erneuerbare Energien (EEG) für die Preisaufschläge verantwortlich. Bislang hat mehr als jeder dritte der rund 900 Versorger angekündigt, ihre Tarife zum 1. Januar anzuheben. Durch mehr Energie aus Wind-, Solar- oder Biogasanlagen steigt die im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgelegte Umlage 2011 von 2,05 Cent auf 3,53 Cent pro Kilowattstunde. Diese zahlen alle Verbraucher über den Strompreis.

Die starke Umlagenerhöhung für 2011 hänge auch damit zusammen, dass die Umlage für 2010 zu niedrig angesetzt worden sei, so Kurth. Es wurde also mehr Ökostrom produziert, als erwartet worden war. Der Strom erhält Vergütungen über den Marktpreisen, um die Energiewende zu schaffen. Bis 2020 könnte sich der Anteil an der Stromerzeugung auf knapp 40 Prozent fast verdoppeln.

Die Fördersumme klettert wegen des Zubaus im Ökoenergie-Bereich laut Kurth von 12,7 Milliarden Euro in diesem Jahr Prognosen zufolge auf 17,1 Milliarden Euro 2011. Davon würden allein acht Milliarden Euro auf Solaranlagen entfallen. Hier ist eine Förderbremse eingebaut worden: Die Bezuschussung des Solarstroms sinkt 2011 wegen des massiven Zubaus von Photovoltaikanlagen um 5 Cent pro Kilowattstunde.