Chef der Schweizerischen Nationalbank tritt zurück
Zürich/Wien (dpa) - Wegen umstrittener Devisenspekulationen seiner Frau ist der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Philipp Hildebrand, von seinem Amt zurückgetreten. Mit dem Schritt wolle er die „Glaubwürdigkeit der Nationalbank als ihr höchstes Gut“ aufrechterhalten.
Das sagte er am Montag in Zürich. Er wäre sonst unter Umständen nicht mehr in der Lage gewesen, in nächster Zeit „schwierige Entscheidungen zu treffen und sie kraftvoll und erfolgreich umzusetzen“. Als problematisch galt, dass der Währungshüter von dem lukrativen Geschäft, das von einer Entscheidung der SNB profitierte, gewusst haben könnte.
Hildebrands Frau Kashya hatte im vergangenen August 500 000 Dollar gekauft. Der Schweizer Franken stand damals im Vergleich zum Dollar auf einem hohen Stand. Im September setzte die Notenbank einen Mindest-Wechselkurs des Franken zum Euro fest: Euro und auch Dollar stiegen im Vergleich zum Franken. Im Oktober tauschte Kashya Hildebrand, früher von Beruf Finanzmanagerin, fast die gleiche Summe zurück in Schweizer Franken. Ihr Gewinn: knapp 67 000 Franken (55 000 Euro). Im Dezember war das Geschäft durch den Hildebrand-Gegner und rechtspopulistischen Politiker Christoph Blocher bekanntgeworden. Seitdem nahm die Kritik zu.
Hildebrand begründete seinen Rücktritt nun damit, dass er trotz der Auswertung von Mails und Gesprächsnotizen keinen „abschließenden und definitiven Beweis“ dafür liefern könne, dass seine Frau das kritisierte Devisengeschäft ohne sein Wissen abgeschlossen habe. Er sei „nach eingehendem Nachdenken“ zu dem Schluss gekommen, dass die Affäre und die „andauernde und vehemente öffentliche Debatte“ seine Arbeit als SNB-Präsident belasten könnte.
Der Vizepräsident der Nationalbank, Thomas Jordan, übernimmt für den Übergang das Präsidentenamt im Direktorium der Bank. Das kündigte Hildebrand an. Zum Präsidenten müsste Jordan durch die Schweizer Regierung, den Bundesrat, ernannt werden.
Der Franken gewann unmittelbar nach Bekanntwerden des Rücktritts kurzzeitig deutlich an Stärke, sank danach aber wieder auf das vorherige Niveau. Ein Euro kostete kurzzeitig noch 1,2106 Franken. Das war der tiefste Stand seit dem 20. September. Dann ging es wieder zurück auf rund 1,2140 Franken zum Euro.
Philipp Hildebrand sagte am Montag: „Ich kann es nicht ein für alle Mal beweisen. Somit steht nur mein Wort im Raum. Dazu stehe ich und werde ich stehen. Aber das reicht offenbar nicht aus, das Thema ein für alle Mal zu eliminieren.“
Er betonte: „Ich habe nichts zu verbergen und nichts verbrochen.“ Aber es gebe die mögliche Einschränkung seiner Glaubwürdigkeit und Handlungsfähigkeit durch bleibende Zweifel seiner Umwelt. Als Mensch habe er kein Problem, aber als Bankenpräsident.
Inzwischen sei er auch zu dem Schluss gelangt, dass es grundsätzlich nicht möglich sei, in seiner Funktion als Verantwortlicher für die Schweizer Währung überhaupt mit ausländischen Devisen zu handeln. „Es wurden Fehler gemacht und ich entschuldige mich dafür.“ Dieser Erkenntnis sei aber auch ein Lernprozess. Die Nationalbank werde schnell die entsprechenden Regeln ändern.