Chefvolkswirt Mayer lobt Gipfelergebnisse
Passau (dpa) - Als starkes Signal an die Märkte hat Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Thomas Mayer das Ergebnis des EU-Gipfels in Brüssel bewertet. „Es ist der erste der europäischen Krisengipfel, nach dem die Finanzmärkte nicht sagen werden: Zu wenig und zu spät“, sagte Mayer der „Passauer Neuen Presse“.
Es sei auch der erste Gipfel gewesen, der nicht aktuelles Krisenmanagement betrieben, sondern nach vorne geschaut habe. „Die neue Fiskalarchitektur stellt einen Qualitätssprung dar“, lobte Mayer, schränkte aber ein: „Die weniger gute Nachricht ist, dass völlig unklar ist, wie der Weg bis dahin aussieht.“
Auf die Frage, ob die Europäische Zentralbank ihre Haltung nicht noch einmal überdenken und ihr Engagement ausweiten müsse, sagte Mayer, es sei sehr schwer, die Märkte „aus einer verfestigten Negativstimmung“ herauszubringen. „Ich fürchte: Anfang nächsten Jahres wird die Europäische Zentralbank ihre Haltung noch einmal überdenken und den Markt anschieben müssen“, fügte er hinzu.
Derzeit gebe die EZB den Banken viel Geld zu niedrigen Zinsen und langen Laufzeiten. Die Hoffnung sei, dass auch die Krisenstaaten sich über die gut ausgestatteten Banken refinanzieren könnten. Es sehe allerdings nicht so aus, als ob der Markt da mitspiele: „Die Renditen der italienischen und spanischen Anleihen sind seit Donnerstag gestiegen, nicht gesunken“, sagte Mayer. „Die EZB wird voraussichtlich weiter Staatsanleihen von Italien und Spanien ankaufen müssen - und so klarmachen, dass sie daran interessiert ist, dass beide niedrige Zinsen und Zeit haben, um ihre Reformen umzusetzen.“