China plant große Finanzreformen: Bald Freigabe der Zinsen
Peking (dpa) - China treibt die Liberalisierung seiner Zinsen schneller als erwartet voran, so dass Spareinlagen attraktiver werden.
„Ich persönlich denke, dass es sehr wahrscheinlich schon in ein bis zwei Jahren realisiert wird“, sagte Zentralbankchef Zhou Xiaochuan am Dienstag auf einer Pressekonferenz aus Anlass der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking. China werde auch die Konvertibilität seiner Währung vorantreiben. Die jüngste Abwertung des Yuan auf seinen niedrigsten Stand seit eineinhalb Jahren nannte Zhou Xiaochuan „normal“ und eher vom Markt getrieben.
Der Zeitrahmen für die Zins-Liberalisierung ist konkreter als bisher genannte Pläne. Chinesen sind Weltmeister im Sparen, bekommen aber nur in einem engen Band festgelegte, sehr geringe Zinsen. Über die Jahre lagen die Zinsen weit unter der Inflationsrate. Banken hingegen profitierten von dem billigen Kapital. Mit der Ausweitung der neuen Anlagemöglichkeiten auch über das Internet wächst der Druck auf die Banken, künftig höhere Zinsen anzubieten.
Mit den neuen Geschäftsmöglichkeiten rechnet der Zentralbankchef damit, dass die Zinsen anfangs in die Höhe getrieben werden. Langfristig dürften sie sich aber mit Angebot und Nachfrage wieder zurück entwickeln, meinte Zhou Xiaochuan. Die Freigabe der Zinsen für Spareinlagen sei „der letzte Schritt der Liberalisierung der Zinsen“, die Teil weitreichender Reformen im Finanzsektor sei. Experten hatten eine Freigabe der Zinsen für Spareinlagen erst später erwartet.
Chinas kommunistische Führung hatte im November entschieden, dem Markt eine „entscheidende“ Rolle einzuräumen. Angesichts hoher Schuldenberge, einem undurchsichtigen Schattenbankenwesen und versteckter Risiken im Finanzsystem wachsen auch in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt die Sorgen über finanzielle Instabilität. Der Chef der Bankenaufsicht, Shang Fulin, räumte „tatsächlich einige Risiken“ ein: „Aber die Risiken sind insgesamt unter Kontrolle.“ Die Vorkehrungen für faule Kredite seien ausreichend.
Wie Zentralbankchef Zhou Xiaochuan sagte, sollen die Marktkräfte auch den Einsatz des Yuan als Abrechnungswährung im internationalen Handel vorantreiben. Die globale Wirtschaftskrise seit 2008 biete eine Gelegenheit, die Internationalisierung des Yuan zu fördern, weil Zweifel am gegenwärtigen Finanzsystem entstanden seien, sagte Zhou Xiachuan. Marktteilnehmer seien eher geneigt, mit Yuan abzurechnen.
China müsse allerdings noch viele Hindernisse beseitigen. „Es muss noch eine Menge Arbeit geleistet werden.“ Es gebe „keinen Zeitplan“. „Für eine völlige Internationalisierung haben wir noch einen weiten Weg vor uns“, sagte er. Vage stellte Zhou Xiaochuan eine Lockerung der Kontrollen im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr in Aussicht.
China werde die Internationalisierung des Yuan „nicht übermäßig vorantreiben“, aber das Vertrauen in seine Währung fördern. Am Ende werde es aber den Marktteilnehmern überlassen, ob sie sich für den Yuan entscheiden. „Wer ihn benutzen will, kann ihn benutzen.“ Obwohl Chinas Zentralbank nach Angaben von Händlern die Abschwächung der chinesischen Währung vorantreibt, beteuerte Zhou Xiaochuan, hinter der Fluktuation im Wechselkurs steckten Marktkräfte.
Mit der Yuan-Schwäche will die Notenbank offenbar die Spekulanten verschrecken, die auf weitere Aufwertung setzten. Der seit Jahren ständige Wertzuwachs hatte viel „heißes Geld“ an den Kapitalkontrollen vorbei nach China fließen lassen. Das erschwert die Bemühungen, die Risiken durch den aufgeblähten Immobilienmarkt, das Kreditwachstum und Schattenbankenwesen einzudämmen.