Cinemaxx wird britisch

Deutsche Kinokette geht für 174 Millionen Euro an die Vue-Gruppe. Expansion geplant.

Hamburg. Die deutsche Kinokette Cinemaxx kommt unter britische Regie. Der Kinobetreiber Vue will den Hamburger Kinobetreiber für 174 Millionen Euro übernehmen. Je Aktie werden 6,45 Euro geboten. An der Börse stieg der Kurs am Dienstag zeitweise um mehr als 40 Prozent auf mehr als 6,30 Euro. Großaktionär Herbert Kloiber hat bereits zugegriffen und verkauft seinen knapp 85-prozentigen Anteil. Die Kartellbehörden müssen noch zustimmen.

Cinemaxx begrüßt den neuen Eigner. „Wir sind sehr zuversichtlich, mit Vue eine gute Perspektive zu haben“, sagte ein Sprecher. Cinemaxx betreibt in Deutschland 31 und in Dänemark drei Kinocenter mit insgesamt 75 000 Plätzen. 2011 kamen 16,3 Millionen Besucher in die 290 Kinosäle — das entspricht einem Rückgang von 7,1 Prozent.

Den Kinoketten macht zunehmend die Konkurrenz aus dem Internet zu schaffen. Viele schauen Filme lieber zu Hause auf der Couch. Zusätzlich sind die Betreiber vom Wetter und von der Qualität der Filme abhängig: Im ersten Quartal überzeugten in erster Linie der Dauerbrenner „Ziemlich beste Freunde“ und der deutsche Film „Türkisch für Anfänger“.

Unter dem Dach der Briten wittert Mehrheitseigner Kloiber, der nach acht Jahren seine Anteile verkauft, Morgenluft für die Hamburger Kette. Schließlich habe der Vorstandschef in knapp fünf Jahren und in durchaus turbulenten Zeiten die Aktiengesellschaft zu einem profitablen und schuldenfreien Unternehmen gemacht, teilte der Filmrechtehändler mit.

Der Vorstandschef von Vue Entertainment, Tim Richards, sieht in den Cinemaxx-Kinos eine perfekte Ergänzung zur eigenen Marke. Die Expansion auf das europäische Festland sei Teil der Unternehmensstrategie seit der Gründung 2003. „Wir sind fest davon überzeugt, dass die neue Gruppe die Zahl der Kinobesuche weiter steigern kann, indem sie ein herausragendes Kinoerlebnis bietet, das seinesgleichen sucht“, sagte Richards.

Vue Entertainment verfügt über 85 Kinos mit 800 Sälen in Großbritannien, Irland, Portugal und Taiwan. Vue macht 300 Millionen Pfund (378 Millionen Euro) Umsatz, bei Cinemaxx beträgt er 200 Millionen. Gemeinsam kommen sie auf 5100 Mitarbeiter (Cinemaxx: 1800).

Der britische Vorstoß dürfte von einer anderen Seite des britischen Commonwealth aufmerksam beobachtet worden sein: Der australische Freizeitkonzern Amalgameted Holdings hatte mit seiner Greater Union 2003 die deutsche Kinokette Cinestar vollständig übernommen — für Cinemaxx der schärfste Konkurrent im Inland.