Strengere Grenzwerte drohen Daimler sieht kein Aus für Verbrennungsmotoren

Stuttgart/Sindelfingen (dpa) - Der Autohersteller Daimler hält trotz der Diskussion um ein mögliches Verbot bis 2030 an Verbrennungsmotoren fest.

Man setze bewusst nicht auf eine einzige Antriebsform, sondern auf eine Koexistenz Benzinern, Dieseln, Plug-in- Hybriden, Batterie und Wasserstoffantrieben, sagte Entwicklungsvorstand Thomas Weber: „Alle genannten Antriebsformen haben ihre Berechtigung und Zukunftschancen.“

Wieviel Geld Daimler in seine neue Elektro-Marke EQ steckt, lässt der Konzern bislang offen. Klar ist aber: Er investiert Milliarden in die Entwicklung neuer Diesel- und Benzinmotoren. Drei Milliarden Euro habe der Konzern in die Entwicklung neuer Motoren investiert, sagte der Leiter des Bereichs Antriebstechnik, Bernhard Heil, vor Journalisten in Sindelfingen.

Von den drei Milliarden Euro fließen 1,1 Milliarden Euro in die Entwicklung von Diesel und 1,9 Milliarden Euro in die ab 2017 geplante Neuauflage von Benzinmotoren, so Heil. Zusätzlich brauche es etwa 1,5 Milliarden Euro für die Umstellung der Produktion auf die bereits eingeführten Dieselmotoren. Ein Betrag „in ähnlicher Größenordnung“ werde für die Änderung der Produktion auf Ottomotoren benötigt, so Heil. Mit zusätzlichen 600 Millionen Euro werden neue Prüfstände und Entwicklungseinrichtungen am Werk Sindelfingen gebaut.

Die neue Motorenpalette aus Vier- und Sechszylinder soll zunächst in der S-Klasse zum Einsatz kommen. Daimler legt sie zu einer Zeit auf, in der laut über Verbote von Verbrennern diskutiert wird. Der Grünen-Bundesvorstand dringt in einem Antrag für den Parteitag Ende November auf ein Zulassungsverbot von Benzinern und Diesel ab 2030. In einer Stellungnahme des Bundesrates wird die EU-Kommission gebeten zu prüfen, wie sich mit Hilfe von Steuern ab 2030 abgasfreie Mobilität fördern lässt.

„Verbrennungsmotoren werden noch lange ein wichtige Rolle spielen“, sagte Heil. Der Stuttgarter Autokonzern setzt bislang vor allem auf Hybridmotoren, die verschiedene Antriebsstränge vereinen. 2017 sollen zehn Modelle als Hybrid verfügbar sein. Bislang bietet Daimler nur den Smart und die B-Klasse als reine Elektrovarianten an. Erst 2019 soll das erste reine Elektrofahrzeug unter der neuen Marke EQ auf den Markt kommen. Bis 2025 wollen die Stuttgarter mehr als zehn reine Elektrofahrzeuge anbieten.

Auch die neuen Verbrennungsmotoren sind so ausgelegt, dass sie mit Elektrotechnologie ergänzt werden. „Das reicht um alles Vorhersehbare zu erfüllen“, sagte Heil mit Blick auf eine mögliche Verschärfung der CO2-Grenzwerte innerhalb der EU in den kommenden Jahren. Bis 2021 müssen die Stuttgarter ihren Flottenwert auf 100 Gramm CO2 je Kilometer trimmen. 2015 lag der Wert bei 124 Gramm. „Wir kommen damit über 2021 hinaus gut aus.“

Die Hersteller müssen mit strengeren Grenzwerten rechnen, wenn von 2017 an die neuen Emissionstests (WLTP) eingeführt werden. Die Grenzwerte der bislang gültigen Tests werden derzeit auf EU-Ebene umgerechnet. Welche CO2-Werte die neuen Motoren erreichen, veröffentlichte Daimler allerdings noch nicht.

Für Diesel werden dann außerdem Straßentests für die Abgasmessung (Real Driving Emissions) eingeführt. Der neue Diesel-Sechszylinder erfüllen - ebenso wie bereits verkaufte Vierzylindervariante - laut dem Hersteller, die von 2017 an geltenden Emissionsvorgaben (Real Driving Emissions) für Dieselmotoren zu erfüllen. Die kritische Deutsche Umwelthilfe und das Prüfinstitut Dekra hatte Daimler das zumindest für den schon am Markt befindlichen Diesel bestätigt. Daimler hatte außerdem wie Volkswagen bereits angekündigt von 2017 an schrittweise alle Benziner mit Partikelfiltern auszustatten.