Daimler trennt sich von millionenschweren Tesla-Anteilen

Stuttgart/Palo Alto (dpa) - Der Autobauer Daimler trennt sich von seinen Anteilen am US-amerikanischen Elektro-Pionier Tesla und vergrößert damit seine Investitionsmöglichkeiten.

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„Es hilft uns, dass wir genügend Kapital für das weitere organische Wachstum haben“, sagte Betriebsratschef Michael Brecht der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch in Stuttgart. „Es tut uns gut für unsere Eigenkapitalstruktur.“ Brecht hatte die Entscheidung als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender mitgetragen.

Die Schwaben hatten am späten Dienstagabend erklärt, als Großaktionär bei Tesla auszusteigen. Der Anteil von rund vier Prozent im Wert von umgerechnet mehr als 600 Millionen Euro sei abgegeben worden. Das Geld soll ins operative Geschäft gesteckt werden. Die Kooperation bei Fahrzeugprojekten bleibt demnach aber bestehen.

Zuletzt hatte Daimler sich von verschiedenen Beteiligungen getrennt und war etwa im vergangenen Jahr beim Luft- und Raumfahrtkonzern EADS ausgestiegen. Anfang 2014 hatten die Stuttgarter den Ausstieg beim Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems (ehemals Tognum) bekanntgegeben.

In der Zukunft stünden hohe Investitionen etwa in alternative Antriebe oder die Vernetzung des Autos an, sagte Autoexperte Stefan Bratzel von der Hochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. „Dafür braucht man viel Geld.“ Der Branchenkenner bewertete den Ausstieg daher positiv. „Ich glaube, der Einfluss von Daimler bei Tesla war ohnehin nicht so hoch“, sagte Bratzel. „Kooperationen kann man auch ohne Beteiligung haben.“

Tesla hat für Daimler am elektrischen Smart sowie der elektrischen A- und B-Klasse von Mercedes mitgearbeitet und wird auch weiterhin Teile des Antriebs liefern. Für Daimler ist die Tesla-Beteiligung eine Erfolgsgeschichte - in den vergangenen Jahren hat sich der Aktienkurs des an der Börse beliebten Unternehmens vervielfacht.

„Ich hätte viele Ideen, was man mit dem Geld machen könnte“, sagte Brecht. „Wenn wir die Wachstumspläne für die Zukunft sehen, dann wird sicher die eine oder andere Milliarde nötig sein.“

In den Ausbau und die Modernisierung seiner deutschen Pkw-Standorte steckt der Autohersteller in diesem Jahr mehr als drei Milliarden Euro. Erst am Dienstag hatte der Konzern zudem Investitionen von 450 Millionen Euro in seine beiden deutschen Sprinter-Werke angekündigt. Hinzukommen soll ein neues Werk in Nordamerika für den Transporter. Bis 2020 will Daimler unter anderem bei Umsatz, Absatz und Ergebnis an seinen Erzrivalen BMW und Audi vorbeigezogen sein.

Daimler war im Mai 2009 mit 9,1 Prozent bei Tesla eingestiegen, hatte aber 40 Prozent seines Anteils kurz darauf an den Staatsfonds Aabar aus Abu Dhabi veräußert. Das war noch vor dem Börsengang der Firma des schillernden Tech-Milliardärs Elon Musk Mitte 2010.

Die Schwaben haben nach eigenen Angaben das branchenweit größte Portfolio an Elektrofahrzeugen. Dazu zählt der Elektro-Smart neben der kompakten A- und B-Klasse ebenso wie der elektrisch angetriebene Transporter Vito und der elektrische Leicht-Lkw Fuso.

Mercedes-Benz arbeitet nach Informationen des „Manager Magazins“ ebenso wie der Sportwagenbauer Porsche an neuen Elektroautos, deren Batterien mehr als 400 Kilometer Reichweite garantieren sollen. Eine Daimler-Sprecherin äußerte sich auf Anfrage nicht zu den Informationen. Richtig sei aber, dass die entsprechenden Technologien in ein paar Jahren deutlich weiter sein dürften als bisher und allein dadurch mehr Reichweite möglich sei.

Der Elektro-Porsche soll dem Magazin zufolge eine Art kleinere Version des Viertürers Panamera werden, allerdings nicht vor 2018 auf den Markt kommen. Porsche erklärte auf Anfrage, sich zu Spekulationen nicht zu äußern.