Das Jobwunder versetzt selbst Experten ins Staunen
Viele freie Stellen sind verfügbar. Die Auswirkungen von Japan sind noch nicht einschätzbar.
Nürnberg. Er jagt von Rekord zu Rekord — jeden Monat versetzt der deutsche Arbeitsmarkt selbst Fachleute ins Staunen. Laut Bundesagentur für Arbeit sank die Zahl der Erwerbslosen im März um 102.000 auf 3,21 Millionen und damit doppelt so stark wie im Dreijahresschnitt. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,3 Punkte auf 7,6 Prozent ab (2010: 8,5 Prozent).
Auch in NRW hat die Frühjahrsbelebung die Arbeitslosenzahlen sinken lassen. Im März waren 762.497 Menschen ohne Job. Das waren rund 10.800 weniger als im Februar und 58.800 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Punkte auf 8,5 Prozent zurück. Vor Jahresfrist lag die Quote noch bei 9,1 Prozent.
Inzwischen ist das vielbeschworene deutsche Jobwunder allenfalls mit dem Wiedervereinigungsboom Anfang der 1990er Jahre zu vergleichen. Volle Auftragsbücher in vielen Unternehmen haben allein seit März 2010 mehr als 600.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstehen lassen.
Derzeit gibt es so viele freie Stellen wie seit Jahren nicht mehr. Arbeitslose haben in vielen Branchen bei der Jobsuche die freie Auswahl — eine solide Schul- und Berufsausbildung stets vorausgesetzt. Fehlt allerdings beides, sieht es für arbeitslose Männer und Frauen weiterhin nicht sonderlich gut aus. Denn dann winken Erwerbslosen allenfalls schlecht bezahlte Aushilfsjobs, die oft schon nach wenigen Monaten wieder in Arbeitslosigkeit münden.
Überschattet wird der aktuelle Job-Boom allerdings von der Katastrophe in Japan. Bundesagentur und Experten schätzen die Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt bislang zwar als gering ein, viele scheuen aber eindeutige Festlegungen.
So verweist etwa die Bundesagentur einerseits auf die geringen wirtschaftlichen Verflechtungen der deutschen und japanischen Wirtschaft; andererseits registriert man dort inzwischen zahlreiche Firmenanfragen nach Kurzarbeit wegen befürchteter Lieferengpässe aus Japan. Wegen fehlender Spezialteile könnte in manchen Unternehmen die Produktion ins Stocken geraten.