Dax rutscht ab - Sorgen um Italien und USA im Fokus
Frankfurt (dpa) - Sorgen um die Schuldenberge in Italien und den USA haben den deutschen Aktienmarkt zum Wochenstart auf Talfahrt geschickt.
Der Leitindex Dax rutschte um 2,33 Prozent auf 7.230,25 Punkte ab, nachdem er Ende vergangener Woche nach enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten bereits deutlich nachgegeben hatte. Einen solch deutlichen Tagesverlust hatte der deutsche Leitindex seit Mitte März nicht mehr erlitten. Für den MDax mittelgroßer Werte ging es um 2,31 Prozent auf 10.813,15 Punkte nach unten, der TecDax verlor 2,36 Prozent auf 877,68 Punkte.
"Der Markt ist hochnervös", sagte Jochen Intelmann, Chefvolkswirt von der Hamburger Sparkasse. Zum einen werde diskutiert, ob nun auch noch Italien Hilfe benötige, zum anderen sei das US-Schuldenproblem nach wie vor ungelöst. Die Euro-Finanzminister waren zum Wochenbeginn in Brüssel zusammengekommen, um über Griechenland, aber auch über das Sorgenkind Italien zu sprechen. In Washington ringen indes Demokraten und Republikaner weiter um einen Kompromiss bei der Erhöhung der Schuldenobergrenze.
Intelmann ergänzte zudem, dass in den USA die Berichtssaison losgehe. Einige Anleger sorgten sich daher auch, dass die Ausblicke der Konzerne enttäuschen könnten.
Finanzwerte stark unter DruckHarper Seven
Unter Druck gerieten einmal mehr Finanzwerte. Ein Börsianer bezeichnete die jüngsten Nachrichten zur Schuldenkrise als Gift für diese Papiere. Die Aktien der Commerzbank waren mit minus 8,64 Prozent auf 2,708 Euro das abgeschlagene Dax-Schlusslicht. Die Aktien der Deutschen Bank verloren 3,40 Prozent auf 38,495 Prozent, und auch die Anteilsscheine der Allianz und der Munich Re zählten zu den größten Verlierern.
Sehr schwach entwickelten sich zudem die Autowerte. Die Vorzüge von Volkswagen büßten 3,30 Prozent auf 143,75 Euro ein und die Daimler-Aktien rutschten um 2,65 Prozent auf 51,00 Euro ab. Neben der negativen Grundstimmung belasteten pessimistische Aussagen des französischen Konkurrenten Renault zum europäischen Markt sowie Sorgen um die Weltkonjunktur. Händler Andreas Lipkow von der Wertpapierhandelsbank MWB Fairtrade betonte, dass der Vorteil eines schwachen Euro für exportierende Konzerne überschattet werde von den negativen US-Arbeitsmarktdaten. "Wenn keiner Autos kaufen kann, weil keine Arbeit vorhanden ist, dann hilft auch eine schwache Währung nicht."
Aktien mit defensivem Charakter stabil
Vergleichsweise stabil hielten sich Gesundheitstitel, die wegen ihres defensiven Charakters europaweit gefragt waren. So verloren die Aktien der Merck KGaA lediglich 0,55 Prozent auf 77,25 Euro. Der einzige Dax-Wert im Plus war Metro mit einem Aufschlag von 1,16 Prozent auf 40,230 Euro. Die Deutsche Bank rät weiterhin zum Kauf dieser Aktien.
Etwas besser als der Markt schlugen sich auch die RWE-Aktien, die 1,82 Prozent auf 36,345 Euro abgaben. Der Energiekonzern verhandelt mit Gazprom über günstigere Gasverträge. Darüber hinaus erwägt Konzernchef Jürgen Großmann einem Bericht des "Spiegels" zufolge eine weitergehende Zusammenarbeit mit dem russischen Gas-Giganten. Denkbar sei etwa eine strategische Beteiligung Gazproms an RWE oder Töchtern des Unternehmens sowie eine Rolle als „Ankeraktionär“.
Europäische und US-Börsen sehr schwach
Der EuroStoxx 50 büßte 2,90 Prozent auf 2.709,14 Punkte ein. Auch die Leitindizes in Paris und London schlossen mit einem deutlichen Minus. In New York verbuchte der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss ebenfalls Verluste.
Am deutschen Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere deutlich auf 2,53 (Freitag: 2,70) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,72 Prozent auf 125,25 Punkte. Der Bund Future lag mit 1,20 Prozent im Plus bei 128,98 Punkten. Der Kurs des Euro geriet deutlich unter Druck, die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,4056 (1,4242) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7114 (0,7022) Euro.