Deliveroo und Foodora: Gastronomen sehen Lieferdienste kritisch
Dienste wie Deliveroo und Foodora nehmen gegen Gebühr Restaurants die Bestell-Logistik ab. Nicht alle sind überzeugt davon.
Düsseldorf. Ein paar Klicks, eine halbe Stunde warten und schon steht das Lieblingsessen auf dem Tisch — aber nicht etwa auf dem im Restaurant, sondern auf dem heimischen. Das versprechen Lieferdienste wie Foodora und Deliveroo. Für Restaurants, die Speisen und Getränke eigentlich nur im eigenen Gastraum anbieten, übernehmen sie die Lieferlogistik — gegen Provision und Liefergebühr vom Kunden.
Und dieses Konzept scheint aufzugehen. Nach eigenen Angaben hat Foodora zwischen Sommer 2015 und Sommer 2016 mehr als vier Millionen Bestellungen ausgefahren. „Im letzten Jahr hat sich das Auftragsvolumen alle zwei Monate verdoppelt und ist innerhalb eines Jahres um das 100-fache gewachsen“, sagt eine Unternehmenssprecherin.
Bei Deliveroo steigt nach Angaben eines Sprechers die Zahl der Bestellungen um rund 20 Prozent pro Monat. Laut Konzept profitieren auch die Restaurantbetreiber: Weniger Zusatzkosten für die Lieferung, außerdem mehr Bekanntheit. Doch was bedeutet das Angebot für die Betreiber?
Markus Lendle vom Düsseldorfer Imbiss „Spatz Up“ ist grundsätzlich zufrieden. Sein Restaurant ist bei beiden Lieferdiensten gelistet. „Für mich ist es natürlich praktisch, dass ich die Lieferlogistik nicht selbst übernehmen muss“, sagt er. Immerhin bräuchte er sonst jemanden, der den ganzen Tag bereit ist, wenn eine Bestellung eingeht. Für ihn würde sich das nicht lohnen. „So ist es ein nettes Zusatzgeschäft“, sagt Lendle.
Doch er übt auch Kritik: „Dadurch, dass das Essen über den Lieferdienst etwas mehr kostet, erwarten die Kunden auch mehr Qualität.“ Doch gerade wenn man frisch kocht, sei oft eher das Gegenteil der Fall. „Die angegebenen 30 Minuten Lieferzeit sind Wunschdenken“, sagt er. Oft komme schon der Lieferant erst nach 15 Minuten, bis das fertige Essen dann beim Besteller ankomme, sei es unter Umständen kalt, oder die einzelnen Komponenten durch den Transport durcheinander gemischt. „Meine Speisen sind schnell gekocht. Da geht das mit der Temperatur. Aber was macht jemand, der hochwertige Fischgerichte anbietet?“
Die ansteigende Bestellflut bekommen auch die Kuriere zu spüren. Ein Fahrer, der anonym bleiben will und in einer deutschen Großstadt seit rund einem Dreivierteljahr für Foodora arbeitet, sagt: „Es gibt halt echt Tage, da kommst du nur zu spät. Da hast du überhaupt keine Chance, die Abholzeiten einzuhalten.“ Teils kämen die Restaurants nicht mit dem Kochen hinterher, teils gingen per App einfach zu viele Bestellungen ein. Einmal sei er vor lauter Eile schwer gestürzt.
Ein anderer Düsseldorfer Wirt, der auch Erfahrungen mit beiden Diensten gemacht hat, kritisiert das Konzept der beiden Lieferdienste. Für ihn ist das Konzept nicht sinnvoll. „Wenn ich Essen von meinem Lieblingsrestaurant will, sollte ich dort auch hingehen“, sagt er. Er verstehe nicht, warum jemand eine Gebühr bezahlen sollte, um ein qualitativ schlechteres Essen zu bekommen. „Im Restaurant in schöner Atmosphäre auf einem richtigen Teller ist einfach etwas anderes als kalt aus der Plastikschachtel.“
Dass die Betreiber das Angebot verschieden bewerten, bestätigt Thorsten Hellwig, Sprecher des Gaststättenverbandes Dehoga NRW: „Die Rückmeldungen sind unterschiedlich. Die einen freuen sich über Mehrumsätze, andere sehen die hohen Kosten und fürchten eine zu große Abhängigkeit.“
Es gelte, sich nicht von einer Marktmacht abhängig zu machen. Schlechte Erfahrungen mit Online-Diensten habe man schon bei Buchungsplattformen für Hotelzimmer gemacht. „Das Selbstbewusstsein unserer Betriebe besteht in dem Wissen, dass diese das Produkt besitzen und die wirtschaftliche Verantwortung für die Mitarbeiter tragen — eben nicht die Portale, Suchmaschinen oder Internetgiganten“, sagt Hellwig. In Berlin und München soll wohl bald mit Uber Eats ein weiterer Lieferdienst auf den Markt drängen. Grundsätzlich gehen man davon aus, dass sich dieser in nächster Zeit weiter vergrößern werde. „Wir hoffen, dass das zu fairen Bedingungen geschieht“, sagt Hellwig.