Bilanz Der Bayer-Chef über seinen Konzern, Monsanto — und Donald Trump
Der Chef des Pharma- und Agrarchemie-Konzerns, Werner Baumann, nimmt zu den politischen Hintergründen des Milliardendeals Stellung.
Leverkusen. Bayer-Chef Werner Baumann verkündete bei der Bilanz-Pressekonferenz des Leverkusener Chemiekonzerns das beste Ergebnis der Firmengeschichte (Grafik). Doch das interessierte die aus der ganzen Welt angereisten Journalisten am Mittwoch viel weniger als etwas anderes: der Mega-Deal, den Baumann bis Ende des Jahres unter Dach und Fach haben will — die Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto. Und es ging um das Gespräch, das der Krefelder Baumann und Monsanto-Chef Hugh Grant im Januar mit Donald Trump geführt hatten.
Kritiker bewerten das geplante Zusammengehen von Bayer mit Monsanto als den Versuch, das weltweite Geschäft mit Saatgut und Pestiziden zu kontrollieren. Die Ernährung der Weltbevölkerung werde in der Hand eines Superkonzerns liegen. Die Sortenvielfalt bei Getreide, Gemüse und Früchten werde schwinden.
Baumann hält dagegen, die Verbindung werde „vor allem auch Gutes für unsere Mitmenschen und die Gesellschaft insgesamt schaffen“. 2050 würden zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben. Bei geringerer Ackerfläche pro Kopf sei das „eine der drängendsten Fragen unserer Zeit“. Und er sagt: „Indem wir unsere Kompetenzen mit denen von Monsanto zusammenbringen, können wir noch innovativer werden und besser dazu beitragen, die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern.“
Auf die Frage, ob wegen des schlechten Rufs von Monsanto und dem damit einhergehenden Reputationsrisiko für Bayer der Name Monsanto nach der Übernahme verschwinde, sagt Baumann: „Was mit dem Monsanto-Namen passiert, ist noch nicht diskutiert worden.“ Wichtig sei auch für Monsanto, weiterhin Produkte für Farmer zu entwickeln. Unter welchem Namen, sei nebensächlich.
„Indem wir unsere Kompetenzen mit denen von Monsanto zusammenbringen, können wir noch innovativer werden und besser dazu beitragen, die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern.“ Werner Baumann, Bayer-Chef
Baumanns Vergütung lag 2016 bei gut 5,6 Millionen Euro, die von Monsanto-Chef Hugh Grant etwa doppelt so hoch. Ob Baumann seine Vergütung künftig in dieser Dimension sehe, oder ob sich Grant nach der Übernahme nach unten anpassen müsse, wird der Bayer-Chef gefragt. Er und seine Vorstandskollegen fühlten sich sehr gut vergütet, antwortet er. Nun über den Teich zu schauen, wie in den USA vergütet wird, sei irrelevant. „Und der Hugh hat mich dazu noch nicht gefragt“, fügt er trocken hinzu.
Noch stehen viele behördliche Genehmigungen für die Übernahme aus. Dass ihm US-Präsident Donald Trump bei dem Plan trotz dessen protektionistischer Politik nicht im Wege steht, konnte man Baumanns Worten durchaus entnehmen. Es sei eine „sehr sehr gute und konstruktive Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft“ gewesen, die er zusammen mit Hugh Grant bei Trump gehabt habe. Er habe diesen als „sehr interessierten und aufmerksamen Gesprächspartner wahrgenommen“. Es sei Trump darum gegangen, „die Logik des Zusammenschlusses zu verstehen — was aus der Kombination beider Unternehmen an zusätzlicher Innovationskraft erzeugt wird. Wie in den USA mit ihrer großen Landwirtschaftsindustrie die Landwirte besser bedient werden könnten“.
Man habe Trump keine Versprechen über das hinaus gemacht, was auch schon vorher bekannt gewesen sei: dass das Nordamerika-Geschäft aus den USA geführt werden soll. Und dass die Hälfte des Forschungs- und Entwicklungsetats von 16 Milliarden Dollar in den nächsten Jahren in den USA investiert werde. Und dass man Tausende Innovationsjobs schaffen werde.
Für ein weltweit agierendes Unternehmen ist freilich nicht nur der US-Präsident interessant, sondern auch das politische Umfeld in Deutschland und in Europa. Dazu fand Baumann deutliche Worte. In der politischen Diskussionskultur träten Emotionen zunehmend an die Stelle von Fakten, beklagt er. Entscheidungen würden nicht mehr hauptsächlich auf rationaler Basis getroffen. Wenn Politik aber unberechenbar werde, sei das eine „schwere Hypothek gerade für innovative Unternehmen wie Bayer, die langfristig planen und investieren müssen.“
Angesichts des Brexit, anstehender Wahlen in Frankreich und den Niederlanden und der Gefahr eines weiteren Auseinanderdriftens von Europa beklagt Bauman: Es gebe viel zu verlieren, wenn populistische Stimmungen sich durchsetzten. Statt einem „Win Win“ drohe eine „Lose Lose“. Alle würden verlieren.