Der Charme der Familienfirmen

Eigentümer verspüren oft eine besondere Verantwortung für ihre Belegschaft, den Standort und die Tradition.

Mannheim. Wenn Karlheinz Lochbühler über sein Unternehmen spricht, fallen immer die gleichen Worte: Gewissen, Verantwortung und Fairness. „Ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn wir die Kunden hinters Licht führen würden“, sagt der 79-jährige Seniorchef des Mannheimer Aufzugherstellers Lochbühler.

Diese Haltung sei typisch für Familienunternehmen, sagt Maike Braun vom Hamburger Institut für Familienunternehmen: „Die Kultur dieser Firmen ist häufig geprägt von Verantwortungsbewusstsein.“ Das gelte auch für den Umgang mit Mitarbeitern.

Der Maschinenbauer Trumpf hat sich beispielsweise der Gesundheitsförderung seiner Beschäftigten verschrieben. Gut 150 000 Euro lässt sich das Unternehmen sein Gesundheitszentrum mit Kursangebot pro Jahr kosten. Firmenlenker Berthold Leibinger führte vor gut 15 Jahren die betriebliche Gesundheitsvorsorge ein.

Die Fürsorge kann aber auch ins Gegenteil umschlagen. Familienunternehmen haben immer noch das Image einer patriarchalisch geprägten Kultur und einer Herr-im-Haus-Mentalität. „Wir kennen noch genug, bei denen der Patriarch sagt, wo es langgeht“, sagt der Wissenschaftler Detlef Keese vom Mannheimer Institut für Mittelstandsforschung. „Das ist nicht immer nur negativ.“ Wenn mehrere Familienmitglieder regierten, könne das aber zu Problemen führen, sagt Keese. Vater und Sohn oder Tochter pflegten zum Teil einen recht unterschiedlichen Stil. Für Beschäftigte wäre es dann schwer zu identifizieren, wer das Sagen hat.

Nach Einschätzung von Anke Seifert, Sprecherin von zwölf Industrie- und Handelskammern (IHK), gibt es an dieser Stelle einen Wandel. „Viele Unternehmen haben sich von traditionellen und autoritären Stilen weit entfernt“, sagt sie. Eine schlechte Mitarbeiterkultur kann sich vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels heute kein Unternehmen mehr leisten. Im Gegensatz zu globalen Konzernen seien die Familienfirmen allerdings in der Regel stark an einen bestimmten Standort gebunden. Auch für Karlheinz Lochbühler gilt: „Wir sind hier seit fünf Generationen so verwurzelt, es wäre für uns undenkbar, irgendwo anders hinzugehen.“