Umbau zahlt sich aus Deutsche Bank kämpft sich durch Börsenflaute
Frankfurt/Main (dpa) - Einigung im Bonusstreit mit Ex-Vorständen, Kostensenkungen durch massiven Stellenabbau und steigende Gewinne: Nach zwei Jahren mit Milliardenverlusten kommt die Deutsche Bank voran.
Allerdings litt das Institut wie auch die Konkurrenz im zweiten Quartal unter der Ruhe an den Finanzmärkten, welche die Einnahmen im Handel mit Aktien, Anleihen und Währungen schmälerte. Auch fürs Gesamtjahr erwartet der deutsche Branchenprimus schwächere Geschäfte.
Im zweiten Vierteljahr verdiente das Geldhaus unter dem Strich 466 Millionen Euro nach lediglich 20 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das war mehr, als Analysten erwartet hatten. Vor Steuern verdoppelte sich der Gewinn auf 822 Millionen Euro, wie die Bank am Donnerstag mitteilte.
„Wir kommen gut dabei voran, die Kosten zu senken, und gewinnen weiterhin neue Kundengelder hinzu“, sagte Bankchef John Cryan. „Trotz der deutlichen Verbesserung bleibt dieser Gewinn hinter unserem langfristigen Anspruch zurück. Bei den Erträgen sind wir noch nicht überall dort, wo wir sein wollen“. Das habe vor allem daran gelegen, dass sich Kunden an den Finanzmärkten zurückgehalten hätten.
Die Deutsche Bank schloss nicht aus, die ohnehin mickrige Ausschüttung in diesem Jahr ganz ausfallen zu lassen. Hintergrund ist eine gesetzliche Neuregelung. Banken seien demnach nicht mehr zur Zahlung einer Mindestdividende verpflichtet, sagte Cryan.
Für die Milliardenkosten der skandalträchtigen Vergangenheit bat die Bank Ex-Vorstände zur Kasse. Zehn ehemalige und ein noch amtierender Topmanager verzichteten freiwillig auf deutlich mehr als die Hälfte ihrer noch nicht ausbezahlten variablen Vergütung. Sie seien damit einverstanden, dass von 69,8 Millionen Euro, die ihnen die Bank noch schulde, lediglich 31,4 Millionen Euro ausbezahlt würden.
Das Geldhaus hatte Erfolgsprämien zunächst auf Eis gelegt, betroffen waren unter anderem die früheren Chefs Josef Ackermann, Jürgen Fitschen und Anshu Jain. Unklar ist, auf wie viel jeder einzelne Manager verzichtet. Details wurden nicht genannt. Finanzielle Ansprüche gegenüber den Managern will die Bank nicht erheben.
Im zweiten Quartal gingen die Erträge im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen um zwölf Prozent zurück; im Aktienhandel sanken sie um 28 Prozent. Auch das anhaltend niedrige Zinsumfeld machte der Deutschen Bank zu schaffen. Konzernweit sanken die Erträge - die gesamten Einnahmen der Bank - um ein Zehntel, auf 6,6 Milliarden Euro.
Teure Rechtsstreitigkeiten hatten der Deutschen Bank zwei Jahre in Folge Milliardenverluste eingebrockt. Nachdem im Herbst schließlich Sorgen um die Kapitalausstattung des Geldhauses aufgekommen waren, wanderten kurzzeitig auch Kunden ab. Spätestens nach einer erfolgreichen Kapitalerhöhung über acht Milliarden Euro entspannte sich die Lage aber deutlich.
Bankchef Cryan rechnet nach jüngsten Aussagen für das laufende Jahr mit einem Gewinn. Nach dem ersten Halbjahr hat er unter dem Strich bereits mehr als 1 Milliarde Euro eingefahren. Seit seinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren drückt der Brite beim Abbau teurer Rechtsstreitigkeiten aufs Tempo. Die Schließung von Filialen und der Abbau Tausender Stellen sollen finanziellen Spielraum bringen.
Die Zahl der Mitarbeiter sank in den vergangenen zwölf Monaten um 4656 Vollzeitkräfte. Allein im zweiten Quartal gab es einen Rückgang um 1525 auf 96 652 Stellen. Die Bank will bis 2018 weltweit unter dem Strich 9000 Jobs im eigenen Haus abbauen, davon 4000 in Deutschland. Den Löwenanteil muss das Privatkundengeschäft schultern. Seit Beginn dieses Jahres wurden zudem 177 Filialen in Deutschland geschlossen, am Ende sollen es 188 Schließungen sein. Deutschlands größtes Geldhaus will künftig die Kunden im Inland in 535 Filialen bedienen.
Zugleich baute Cryan die Bank um: Er integrierte die Tochter Postbank ins Privat- und Firmenkundengeschäft, legte Investmentbanking und Kapitalmarktgeschäft wieder zusammen und will einen Teil der Fondstochter Deutsche Asset Management an die Börse bringen. Bei dem geplanten Börsengang will sich das Institut aber nicht hetzen lassen. Es sei unwahrscheinlich, dass die Deutsche Asset Management noch in diesem Jahr an die Börse gehe, sagte Cryan.