Deutsche Bank muss neue Hypotheken-Klage fürchten
New York/Frankfurt (dpa) - Die US-Regierung will einem Zeitungsbericht zufolge ein Dutzend Großbanken wegen unlauterer Hypothekengeschäfte auf milliardenschweren Schadenersatz verklagen.
Wie die „New York Times“ in ihrer Freitagausgabe berichtet, ist neben den heimischen Wall-Street-Größen Bank of America, JPMorgan Chase und Goldman Sachs auch die Deutsche Bank betroffen. Ein Sprecher des Frankfurter Geldhauses sagte dazu auf Anfrage der dpa: „Wir können nichts zu einer Klage sagen, die wir noch nicht gesehen haben und die noch nicht eingereicht wurde.“
Die Aufsichtsbehörde FHFA wirft den Großbanken laut dem Bericht vor, beim Verkauf von Hypothekenpapieren an die beiden staatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac die Kreditqualität beschönigt zu haben. Als die US-Immobilienblase im Jahr 2007 platzte und die Preise für Eigenheime purzelten, konnten die Hausbesitzer ihre Schulden nicht mehr begleichen - die Hypothekenpapiere verloren schlagartig an Wert. Am Ende dieser Verlustspirale kippte im September 2008 die US-Investmentbank Lehman Brothers um und die Finanzkrise erreichte ihren Höhepunkt.
Wie die Zeitung unter Berufung auf drei eingeweihte Personen schrieb, will die FHFA spätestens bis zum Dienstag kommender Woche Klage erheben. Langsam laufen die Fristen ab, in denen die Banken zu belangen sind. Deshalb rollt derzeit eine regelrechte Klagewelle von Investoren über die USA hinweg. Die Deutsche Bank ist dabei bereits mehrfach ins Visier geraten.
Fannie Mae und Freddie Mac gehören zu den größten Opfern der Finanzkrise. Die Firmen kaufen im Auftrag der US-Regierung von anderen Banken Hypothekenpapiere auf, in denen Hunderte oder Tausende einzelne Hauskredite gebündelt sind. Damit soll es den Banken ermöglicht werden, neue Kredite zu vergeben - was wiederum den Immobilienmarkt ankurbelt. So die Idee. Fannie und Freddie hatten aber nach Angaben der „New York Times“ zum Teil aufgrund der jetzt angeprangerten Geschäfte mehr als 30 Milliarden Dollar verloren, die letztendlich vom US-Steuerzahler ausgeglichen werden mussten.
Im Juli hatte die Aufsichtsbehörde FHFA bereits die Schweizer Großbank UBS wegen fragwürdiger Hypotheken-Geschäfte im Wert von 4,5 Milliarden Dollar verklagt und forderte die erlittenen „substanziellen Verluste“ zurück. Insgesamt hatte die FHFA nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr in 64 Fällen Informationen zu Hypotheken-Deals eingeholt. Die Aktion scheint nun in Klagen zu münden.
Die Deutsche Bank schlägt sich gleich an mehreren Fronten mit der US-Justiz herum. So wirft der Staat den Frankfurtern und ihrer 2007 übernommenen US-Tochter Mortgage IT Betrug beim Geschäft mit Hypothekenfinanzierungen vor. Konkret sollen die Deutsch-Banker die Angaben zu Krediten für Eigenheim-Besitzer geschönt haben, damit der Staat die Finanzierungen absichert. Die Bundesstaatsanwaltschaft von Manhattan hat einen Schaden von mehreren hundert Millionen Dollar errechnet.
Auch die französisch-belgische Finanzgruppe Dexia hat die Deutsche Bank in den USA vor den Kadi gezerrt. Dexia wirft den Frankfurtern vor, sie bei einem mehr als 1 Milliarde Dollar schweren Kauf von Hypothekenpapieren übers Ohr gehauen zu haben. Auch hier lautet der Vorwurf, dass die Bank die Kreditqualität beschönigt habe. Bereits im April hatte ein Senatsausschuss dem Frankfurter Geldhaus vorgeworfen, wissentlich dabei mitgemacht zu haben, problematische Hauskredite zu Wertpapieren zu bündeln und an Investoren zu verkaufen.
Bei Hauspfändungen säumiger Schuldner in den USA ist die Deutsche Bank ebenfalls in die Kritik geraten. Die Bank selbst streitet in allen Fällen ein Fehlverhalten ab. Die massiven Verluste durch die Hypothekenpapiere waren nicht zuletzt dadurch zustande gekommen, dass in den Boomzeiten des US-Häusermarkts bis ins Jahr 2007 hinein auch jene Hauskäufer Kredit bekommen hatten, deren Einkommen eigentlich viel zu gering war. Das rächte sich, als die Blase platzte.