Deutsche-Bank-Vorstand: „Ja, in der Vergangenheit wurden Fehler gemacht“

Vorstände der Deutschen Bank werben für den Kulturwechsel — und stoßen auf Skepsis.

Frankfurt. „Herzlich willkommen zur Hauptversammlung der Deutschen Bank“ — kaum hat Anshu Jain seine Charmeoffensive auf Deutsch begonnen, wird der Co-Chef des größten deutschen Geldhauses unsanft unterbrochen. Eine Handvoll Kritiker beschimpft das Management bei der Hauptversammlung als „Krisenprofiteure“. Jain lächelt unsicher. Erst nachdem Ordner die Störer aus dem Saal gebracht haben, kann er den Faden wieder aufnehmen.

Der gebürtige Inder, der viele Jahre von London aus die Milliarden für die Deutsche Bank einspielte, beteuert, er sei mittlerweile in Deutschland angekommen: „In den vergangenen Monaten verbrachten meine Familie und ich viel Zeit in Deutschland. Wir trafen auf Freundlichkeit und Freundschaft“, sagt Jain. „Das tat gut. Vielen Dank dafür von mir, von uns.“

Schluss also mit Anfeindungen? Schluss mit Sorgen, dass Jain und seine Getreuen die Macht in den Frankfurter Zwillingstürmen an sich reißen könnten? Aktionärsvertreter haben noch Zweifel, dass Jain der Richtige für einen Kurswechsel ist: „Erlauben Sie uns etwas reservierte Skepsis, was den ungeteilten Glauben an ihre Wandlung vom Saulus zum Paulus angeht“, sagt Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Jain, Co-Chef Jürgen Fitschen und der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner beteuern immer wieder, dass es ihnen mit dem „Kulturwandel“ ernst ist. „Nachhaltiger geschäftlicher Erfolg erfordert breite gesellschaftliche Akzeptanz“, sagt Achleitner. Und Fitschen fügt hinzu: „Ja, in der Vergangenheit wurden Fehler gemacht.“

Die Manager machen sich aber auch keine Illusionen: Einen Tanker wie die Deutsche Bank mit ihren fast 100 000 Mitarbeitern auf einen neuen Kurs zu steuern, braucht viel Zeit. Dazu kommt, dass der deutsche Branchenprimus in der weltweiten Spitzengruppe mitspielen will und sich auch unter der seit knapp einem Jahr amtierenden Doppelspitze weiterhin ehrgeizige Renditeziele setzt.