Deutsche Exportstärke - gut für Europa oder ein Risiko?
München (dpa) - Rund 3,5 Millionen Arbeitsplätze in Europa hängen einer Studie zufolge von der Nachfrage deutscher Unternehmen nach Vorleistungsprodukten ab. Über die noch nicht veröffentlichte Studie der Prognos AG im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ).
Die Studienergebnisse könnten die Debatte über Deutschlands Exportstärke wieder befeuern. Sind die hohen deutschen Exportüberschüsse ein Risiko für die europäische Wirtschaft? Darüber streiten Brüssel und Berlin schon länger. Vor einigen Wochen hatte die EU-Kommission Deutschland bescheinigt, dass der hohe Überschuss Risiken für die europäische Wirtschaft berge. Brüssel forderte von der Bundesregierung unter anderem, die Nachfrage im Inland anzukurbeln.
Laut Prognos-Studie kommt die starke Entwicklung der deutschen Industrie aber auch den anderen EU-Staaten zugute, schreibt die „FAZ“. Zu den Profiteuren zähle demnach Polen, wo rund 600 000 Arbeitsplätze an der Nachfrage der deutschen Industrie hingen. In der Tschechischen Republik, den Niederlanden und Rumänien gelte dies für jeweils mehr als 300 000 Arbeitsplätze.
„Etwa acht Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der Tschechischen Republik werden durch Nachfrage nach Vorleistungsgütern aus dem deutschen Verarbeitenden Gewerbe induziert“, heiße es in der Studie. Eine geringere Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands träfe die übrigen Volkswirtschaften empfindlich. „Damit ist die Mär widerlegt, die Exporterfolge der Bundesrepublik gingen zulasten der anderen EU-Staaten“, sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt dem Blatt.
Allein im Jahr 2012 kauften deutsche Unternehmen der Studie zufolge aus anderen EU-Staaten Vorprodukte im Wert von 409 Milliarden Dollar ein.