Deutscher Automarkt stabil - Opel kämpft

Berlin/Detroit (dpa) - Die Autobranche stellt sich angesichts der europäischen Schuldenkrise auf schwerere Zeiten ein. Zwar hält sich der deutsche Automarkt im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern bislang noch stabil.

„Wir müssen aber davon ausgehen, dass der Gegenwind zunimmt“, sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, am Dienstag in Berlin. Auch der Präsident des Importeurverbands VDIK, Volker Lange, zeigte sich zurückhaltend. „Die aktuellen Auftragseingänge und -bestände liegen unter dem Niveau des Vorjahres. Ein Wachstumstrend ist für das zweite Halbjahr daher nicht auszumachen.“

Mit Blick auf die Krise des westeuropäischen Automarktes sagte Wissmann, er erwarte eine „Kapazitätsanpassung“, diese sei überfällig. Branchenexperten wie Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach erwarten Werksschließungen. „Es besteht erheblicher Restrukturierungsbedarf“, sagte Bratzel der dpa. „Mindestens fünf bis acht Automobilwerke sind derzeit in Europa überflüssig.“

Autobauer wie die angeschlagene GM-Tochter Opel, aber auch PSA Peugeot-Citroën und Fiat sind stark von der Entwicklung in Europa abhängig. Der Abwärtstrend von Opel auf dem wichtigen Heimatmarkt setzte sich im Juni fort. Die Pkw-Neuzulassungen der Rüsselsheimer in Deutschland sanken im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8 Prozent auf 22 205 Fahrzeuge. Im gesamten ersten Halbjahr lag das Opel-Minus bei 9,3 Prozent auf 118 607 Autos, wie aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes hervorgeht.

Der gesamte deutsche Markt legte dagegen im Juni nach einem schwächeren Vormonat auf mehr als 296 800 Fahrzeuge zu. Im Vergleich zum Vorjahresmonat war dies ein Plus von 3 Prozent. Im ersten Halbjahr wuchs der deutsche Markt leicht um 1 Prozent auf 1,63 Millionen Fahrzeuge. Der VDA bleibt trotz gestiegener Unsicherheiten bei seiner Prognose, dass im laufenden Jahr 3,1 Millionen Fahrzeuge neu zugelassen werden, nach 3,17 Millionen im Vorjahr.

Opel kämpft mit Überkapazitäten und steckt mitten in einer Sanierung. Die Tochter des US-Autobauers General Motors will auch mit Produktionsverlagerungen zurück in die schwarzen Zahlen. Im Gegensatz zu Opel legten die deutschen Oberklasse-Hersteller Mercedes, Audi und Porsche im Juni zu, ebenso wie Marktführer VW. Bei BMW dagegen sank der Absatz im Juni.

Stark im Kommen sind vor allem die südkoreanischen Hersteller Hyundai und Kia, die einen Konzern bilden. Hyundai steigerte die Neuzulassungen im Juni um 36 Prozent auf rund 10 000 Wagen, Kia um 37 Prozent auf knapp 5000 Fahrzeuge. Auch Toyota holt nach dem Schreckensjahr 2011 aufgrund der Katastrophen in Japan weiter auf.

Der deutsche Markt stützt den Markt in Europa, der seit Monaten auf Talfahrt ist. In den ersten fünf Monaten lag das Minus bei 7,7 Prozent. Besonders unter Druck sind die Automärkte in den Euro-Krisenländern Spanien und Italien, aber auch in Frankreich. Wissmann erwartet für den EU-Automarkt für das Gesamtjahr ein Minus von 5 Prozent.

Im Gegensatz zu Opel können Autobauer wie Daimler, BMW und VW die Schwäche in Europa derzeit aber wettmachen durch Wachstum in China und den USA, wo sie stark vertreten sind.

Die US-Amerikaner schlagen beim Autokauf weiterhin ungebremst zu. Im Juni meldeten die großen Hersteller deutliche Zuwächse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch die deutschen Autobauer legten deutlich zu - am meisten VW mit einem Plus von 34 Prozent auf 38 200 Autos. Volkswagen schiebt sich damit auf dem US-Markt immer näher an die gut verkaufenden asiatischen Hersteller der zweiten Reihe heran wie Hyundai oder Nissan.