Deutschland ist Obamas Vorbild

Der Präsident der Vereinigten Staaten will das produzierende Gewerbe fördern.

New York. Das kann kein Zufall sein: Zweimal binnen zwei Jahren schaut der US-Präsident in amerikanischen Werken deutscher Konzerne vorbei. Erst in Siemens’ Windanlagen-Fertigung in Fort Madison, dann in Daimlers Lastwagen-Werk in Mount Holly. Die deutschen Unternehmen geben dort Hunderten Menschen Arbeit, während viele US-Konzerne ihre Produktion nach China oder Mexiko verlagert haben.

„Jeder hier empfindet so viel Stolz bei seiner Arbeit“, sagt Barack Obama, als er nach einer Tour durch die Montagehallen vor die Daimler-Belegschaft tritt. Er sagt, dass die Zukunft der USA „auf amerikanischen Arbeitern wie bei Daimler“ ruhe.

Obama sagt solche Sätze gerne. Er will die Industrie zurück in ein Land holen, in dem die Dienstleistungen der alles bestimmende Faktor geworden sind. Die deutschen Konzerne gehen mit gutem Beispiel voran: Nicht weit von Daimlers Lkw-Werk baut BMW seine Geländewagen, auch Mercedes-Benz und Volkswagen stellen in den angrenzenden Bundesstaaten ihre Autos her. Deutsche Firmen beschäftigen 567 000 Amerikaner. Nur japanische und britische Unternehmen haben noch mehr Menschen in Lohn und Brot.

Gerade bei den Briten sind es oft Arbeitsplätze in der Finanzbranche, die Deutschen stehen wie die Japaner für bodenständige Industriejobs. Und die sind Mangelware.

Von 2000 bis 2010 sind in den Vereinigten Staaten nach Angaben des US-Arbeitsministeriums annähernd sechs Millionen Stellen im produzierenden Gewerbe weggefallen, mit der Baubranche sogar sieben Millionen. Nicht einmal mehr jeder zehnte amerikanische Arbeitnehmer schafft noch in einer Fabrik. Dafür arbeiten immer mehr Menschen in Restaurants, Hotels und in anderen Serviceberufen.

Doch in der Wirtschaftskrise hat sich gezeigt, wie unsicher diese Jobs sind. Die Arbeitslosigkeit verdoppelte sich von Anfang 2008 bis Anfang 2010 auf 9,7 Prozent. Mittlerweile ist die Quote wieder gefallen, doch liegt sie historisch gesehen immer noch auf einem hohen Niveau. Nur neue Arbeitsplätze in der Industrie können das Dilemma beseitigen, ist Obama überzeugt.

Denn während die Industrieproduktion in Deutschland beständig gewachsen ist, liegt sie in den USA nur knapp über dem Niveau von 2005. Das zeigen Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Doch in den USA tut sich was.