Die Commerzbank erhebt Strafzinsen auf Guthaben
Großkunden müssen künftig Gebühren für hohe Einlagen bezahlen. Was bedeutet das für Sparer?
Frankfurt. Lange galten Strafzinsen in der Branche als Tabu. Doch nach der bis dato kaum bekannten Thüringer Skatbank führt jetzt die deutsche Nummer zwei Gebühren für hohe Geschäftsguthaben ein. Ein Trend?
Nein, meint Branchenkenner Max Herbst von der Finanzberatung FMH: „Es dürfte Jahre dauern, bis Einlagen unter 250.000 Euro betroffen sein werden.“ Spareinlagen bis 100.000 Euro hält er für gänzlich ungefährdet.
„Die Deutsche Kreditwirtschaft erwartet nicht, dass es zu negativen Einlagenzinsen für Privatkunden kommen wird“, sagt BVR-Präsident Uwe Fröhlich als Sprecher der Deutschen Kreditwirtschaft. Branchenprimus Deutsche Bank plant nach Angaben eines Sprechers derzeit nicht, „im breiten Kundengeschäft“ Gebühren für Einlagen einzuführen.
Die Commerzbank behält sich ab Dezember eine „Guthabengebühr“ nach Angaben eines Sprechers „bei einzelnen großen Firmenkunden mit hohen Guthaben sowie bei Großkonzernen und institutionellen Anlegern“ vor.
Als erste größere Notenbank der Welt bittet die EZB seit Juni Geschäftsbanken zur Kasse, wenn diese Geld bei ihr parken. Diese Gebühr geben erste Banken nun weiter.
Auf Umwegen könnten Strafzinsen bei Kleinsparern ankommen. Fonds könnten für Anleger weniger Rendite abwerfen, weil deren Anbieter bei ihrer Bank Gebühren für die Geldanlage zahlen müssen.
Die Währungshüter wollen Banken dazu bringen, überschüssiges Geld nicht zu horten, sondern mehr Kredite an Unternehmen und Verbraucher zu geben, um die lahmende Konjunktur im Euroraum anzukurbeln.
Banken haben ihre Übernacht-Einlagen bei der EZB kräftig verringert. Nach jüngsten Daten parken die Institute noch gut 25 Milliarden Euro bei der EZB. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise waren es mehr als 800 Milliarden Euro. Die Kreditvergabe hat aber nicht so angezogen wie erhofft.