Die Konjunktur verliert an Fahrt
Die Schuldenkrise ist noch nicht vorbei, nun schwächelt auch die Wirtschaft.
Brüssel. Zur Schuldenkrise in Europa gesellen sich nach jüngsten Konjunkturdaten Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung. In der EU bremsen die zwei größten Staaten Deutschland und Frankreich das Wachstum.
Ja, allerdings verlangsamte sich der Zuwachs in den 27 EU-Staaten verglichen mit dem Jahresauftakt (siehe Kasten). Laut Erkki Liikanen, der im Rat der Europäischen Zentralbank sitzt, haben sich die Unsicherheiten in den vorigen Wochen erhöht, welche Richtung die Weltwirtschaft einschlägt. Die weltgrößte Volkswirtschaft USA wuchs zuletzt um etwa 0,3 Prozent.
Deutschlands Wirtschaftsleistung wuchs mit 0,1 Prozent nur halb so stark wie die gesamteuropäische. Das war das kleinste Plus seit dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise Anfang 2009. Volkswirte hatten mit einer Konjunkturabkühlung gerechnet, aber immer noch ein Wachstum von bis zu 0,5 Prozent erwartet.
Im exportorientierten Deutschland stiegen die Einfuhren stärker als die Ausfuhren. Auch die privaten Konsum-Ausgaben und die Bau-Investitionen bremsten die deutsche Wirtschaft. Frankreichs Bruttoinlandsprodukt stagnierte im zweiten Quartal.
„Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft: Wenn die USA und Europa in Schwierigkeiten sind, spüren wir das in Deutschland“, sagte der Chef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, Christoph Schmidt. „Die Schwellenländer allein können die Lücke auf Dauer nicht vollständig schließen.“
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung erwartet jedoch, dass der Aufschwung in Deutschland trotz des Quartalsdämpfers anhält. Die deutsche Wirtschaft werde im Gesamtjahr um drei Prozent zulegen und damit den Rekordzuwachs des vorigen Jahres nur knapp verfehlen, heißt es.