Die Milch ist ein Exportschlager
Fast jeder zweite in Deutschland produzierte Liter wird — in Form von Käse oder Butter — ins Ausland verkauft.
Kerken. Von solch hohen Exportraten kann die deutsche Brauwirtschaft nur träumen. Fast jeder zweite Liter Milch, den die Landwirte in Deutschland melken, wird in Form von Milchprodukten wie Käse, Kondensmilch, Butter oder Milchpulver ins Ausland verkauft. Im Vergleich dazu wird bei deutschem Bier nur etwa jeder sechste Liter exportiert. Die großen Molkereien investieren kräftig, kleinere Molkereien suchen ihre Nische in einer Spezialisierung. Denn wie die Bierhersteller müssen sich auch die Milchverarbeiter auf eine weiter schrumpfende Bevölkerung im deutschen Heimatmarkt einstellen.
Käse für Europa, Butter für Nordafrika und Babynahrung für Asien — die Exportgeschäfte nehmen immer größere Ausmaße an. Selbst deutsche H-Milch ist im Ausland gefragt. Milch-Packungen werden per Container beispielsweise nach China verschifft, berichtete am Mittwoch die Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW in Kerken am Niederrhein. „Das liegt an der Nachfrage nach hoher Qualität“, schilderte ihr Geschäftsführer Rudolf Schmidt.
Deutlich sichtbar wurde die hohe Auslandsnachfrage in den vergangenen Monaten den Verbrauchern hierzulande, als bestimmtes Baby-Milchpulver zeitweise vergriffen war. Nicht nur bei chinesischen Kunden stehen solche Produkte hoch im Kurs, auch in Vorderasien und Nordafrika greifen Konsumenten der Mittelschicht auf westliche Produkte zurück.
Auf die steigende Auslandsnachfrage stellt sich unter anderem der größte deutsche Milchvermarkter DMK ein, zu dem Humana gehört. Von den 180 Millionen Euro Gesamtinvestitionen, die das DMK in diesem Jahr ausgibt, ist ein Teilbetrag für den Ausbau der Produktion von Babynahrung reserviert, sagte DMK-Vorstand Wilhelm Brüggemeier.
Großer Exportschlager ist Käse, dessen Hauptabnehmer in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres Kunden in Italien, den Niederlanden, Österreich und Frankreich waren, wie aus einer Analyse der ZMB — Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH hervorgeht. Nach ihren Berechnungen umfasst der Käseexport mehr als eine Million Tonnen pro Jahr. Auch der Export von Milch insgesamt sei gewachsen.
Der Weltmarkt bietet aber nicht nur Chancen. Unwetter und Missernten sorgten immer wieder für große Schwankungen bei der Nachfrage, deshalb sollten die Molkereien breitgefächert aufgestellt sein mit ihren Produkten und ihren Absatzregionen, sagte Schmidt von der Milchwirtschaft.