Deutsche Annington sagt Börsengang ab

Bochum (dpa) - Der ursprünglich für Mittwoch geplante Börsengang der Immobiliengesellschaft Deutsche Annington ist vom Tisch.

Der Deutsche Mieterbund reagierte auf die Entscheidung mit Erleichterung.
Deutschlands größtes Wohnimmobilienunternehmen hatte zuvor am späten Dienstagabend in letzter Minute die Notbremse gezogen. In einer Mitteilung hatte das Bochumer Unternehmen den Schritt mit „anhaltend ungünstigen Marktentwicklungen“ begründet.

Nach Informationen des „Handelsblatts“ und der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sollen sich für den geforderten Preis von 18 bis 21 Euro je Aktie nicht genügend Investoren gefunden haben. Händler beklagten überzogene Preisvorstellungen. Das Unternehmen lehnte am Mittwoch einen Kommentar dazu ab.

Ursprünglich hatte Annington bis zu 57 Millionen Aktien losschlagen wollen. Der Gesamterlös hätte damit bei bis zu 1,2 Milliarden Euro gelegen. „Die Entscheidung hat keine Auswirkungen auf die Strategie der Deutschen Annington“, sagte Vorstandsvorsitzender Rolf Buch laut der Mitteilung.

„Wir verfügen über eine starke finanzielle Basis und werden unser operatives Geschäft weiter vorantreiben einschließlich des von uns geplanten Investitionsprogramms.“

Eine Sprecherin des Deutschen Mieterbunds zeigte sich erleichtert. „Wir hatten befürchtet, dass der Börsengang zulasten der Mieter geht“, sagte sie. Der Vorsitzende des Deutschen Mieterbunds NRW, Bernhard von Grünberg, bezeichnete die Entscheidung in einer Mitteilung als einen „verantwortungsvollen Schritt in die richtige Richtung“.

„Wir befürchten, dass zu hohe Gewinnerwartungen letztlich zu Lasten der Mieter der Deutschen Annington gehen“, so von Grünberg. In zahlreichen Wohnungen komme es bereits jetzt aufgrund eines jahrelangen Investitionsstaus zu Vernachlässigungen. Hinzu komme, dass gerade Menschen mit geringem Einkommen häufig in Wohnungen der Annington wohnten.

Die wohnungspolitische Sprecherin der Grünen Fraktion im Landtag NRW, Daniela Schneckenburger, beklagte eine steigende Unsicherheit für die Mieter. Es bleibe weiterhin unklar, wie das Unternehmen die dringend notwendige Modernisierung der Wohnungen angehen wolle, sagte sie laut einer Mitteilung.

Der Weg zu einer Aktiengesellschaft mit einer langfristig gesicherten Fremdkapitalseite sei nun fürs Erste verbaut.

Annington besitzt nach eigenen Angaben bundesweit rund 180 000 Wohnungen mit Schwerpunkt in den alten Bundesländern und in Berlin. Die Immobiliengesellschaft ist im Besitz von Finanzinvestoren. Gemeinsam mit den Eigentümern werde das Unternehmen das Marktumfeld bezüglich eines möglichen Börsengangs weiter beobachten, hieß es.