Versicherer lehnen Gesetz zur Schadensregulierung ab
Berlin (dpa) - Die deutsche Versicherer halten neue gesetzliche Regeln für eine schnelle Bearbeitung von Schadensfällen für überflüssig.
Anders als immer wieder behauptet, werde die Schadensregulierung nicht systematisch verzögert, stellte der Branchenverband GDV am Mittwoch in Berlin fest. „Kein Versicherer kann es sich leisten, seine Kunden im Regen stehen zu lassen“, sagte Norbert Rollinger, Vorsitzender des GDV-Hauptausschusses Schaden- und Unfallversicherung. Sonst liefen ihm die Kunden davon.
Nach der Branchenstatistik auf Basis der Jahre 2009 bis 2011 landen in der Schaden- und Unfallversicherung 0,63 Prozent der 23 Millionen Fälle vor Gericht. Das sind nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft rund 145 000 Fälle pro Jahr. Davon seien 69 000 im Sinne der Versicherungen entschieden worden.
32 000 Prozesse gewannen die Versicherten und 44 000 endeten mit einem Vergleich, also einem Kompromiss zwischen den streitenden Parteien. Mit ihrer Darstellung reagiert die Versicherungswirtschaft auf eine Überprüfung des Regelwerks durch das Bundesjustizministerium.
Auch die Zahl der Beschwerden beim Ombudsmann der Branche sowie bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sei in den vergangenen Jahren zurückgegangen, sagte Rollinger. Der unabhängige Ombudsmann habe in seinem jüngsten Bericht festgestellt, dass es keine Anhaltspunkte für eine Verzögerungsstrategie gebe.
Die Versicherungen seien gegen die Festlegung von zeitlichen Obergrenzen für die Erledigung von Schadensfällen. Die Unternehmen sollten im Wettbewerb um Kunden werben. Dabei sei die schnelle Schadensregulierung ein wichtiges Argument. Wenn Kunden mit ihrer Versicherung nicht zufrieden seien, wirke sich das bald negativ aufs Geschäft aus, sagte Rollinger.