dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Rendite zehnjähriger Bundesanleihen rutscht erstmals ins Minus

Frankfurt/Main (dpa) - Erstmals in der Geschichte sind die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen ins Minus gerutscht. Anleger sind mittlerweile bereit, bei deutschen Staatsanleihen bis zu einer Laufzeit von zehn Jahren quasi eine Gebühr zu bezahlen, statt Zinsen zu kassieren. Als Grund machen Analysten die Furcht vor einem britischen EU-Austritt aus. „Zur jetzigen Bewegung massiv beigetragen haben die sich verstärkten Unsicherheiten um einen möglichen Brexit, die die Investoren in den sicheren Hafen der Bundesanleihen treibt“, sagte der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater. Am Dienstag waren zehnjährige Bundesanleihen am Markt so stark gefragt, dass der Zinssatz auf minus 0,03 Prozent fiel. Die Papiere sind das wichtigste Instrument der Bundesregierung, um ihre Schulden zu finanzieren. Damit werden mittlerweile alle Bundesanleihen bis zu einer Laufzeit von zehn Jahren am Markt mit einer negativen Rendite gehandelt.

Minister: Irans Ölproduktion steigt auf mehr als 3,8 Millionen Barrel

Teheran (dpa) - Der Iran hat seine Ölproduktion auf mehr als 3,8 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag erhöht. Der Export betrage mehr als zwei Millionen Barrel pro Tag, sagte Ölminister Bidschan Namdar Sanganeh am Dienstag im iranischen Parlament. Damit sei das vorrangige Ziel, das Niveau aus der Zeit vor den westlichen Sanktionen zu erreichen, fast realisiert, sagte der Minister der Nachrichtenagentur Shana zufolge. Der Iran und der Westen hatten im Juli 2015 den fast 13-jährigen Atomstreit beendet, im Januar 2016 wurden daher die Wirtschaftssanktionen gegen den Iran aufgehoben. Minister Sanganeh hatte mehrmals betont, dass der Iran mit anderen Ölproduzenten auch über ein Einfrieren der Fördermenge sprechen würde. Voraussetzung sei aber, dass eine tägliche Produktion von mehr als vier Millionen Barrel pro Tag erreicht sei.

Wirtschaft beklagt „dramatische Lage“ auf dem Ausbildungsmarkt

Berlin (dpa) - Trotz Zugeständnissen bei der Einstellung kann fast jeder dritte Betrieb in Deutschland nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Deutschlandweit waren dies im vergangenen Jahr 31 Prozent, im Osten sogar 45 Prozent. Das zeigt eine am Dienstag in Berlin veröffentlichte Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). „Die Lage war für die Unternehmen noch nie so dramatisch wie jetzt“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Zwar konnten im Vorjahr mit 32 Prozent noch etwas mehr Ausbildungsbetriebe nicht alle Plätze besetzen. Doch lag die leichte Verbesserung laut DIHK auch daran, dass viele Betriebe mangels Azubis ihren Status als Ausbildungsbetrieb verlieren. Rund 14 000 Unternehmen fanden 2015 gar keine Auszubildenden. Hauptgrund für die wachsenden Lücken sei der Mangel an geeigneten Bewerbern, obwohl drei von vier Betrieben auch lernschwächere Jugendliche einstellten.

IWF warnt China vor „rasant“ steigenden Unternehmensschulden

Peking (dpa) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist zunehmend über Chinas „rasant“ steigende Unternehmensschulden besorgt. Das Land steuere auf „ernste Probleme“ zu, wenn es die hohe Verschuldung seiner Staatsfirmen nicht in den Griff bekomme, sagte der stellvertretende IWF-Chef David Lipton am Dienstag in Peking. Die zweitgrößte Volkswirtschaft müsse vor allem die Haushaltsdisziplin verbessern sowie die schwächsten Firmen umstrukturieren und „zum Teil schließen“, um deren Schulden unter Kontrolle zu bringen, sagte der IWF-Vize anlässlich einer jährlichen Überprüfung des Landes durch den Währungsfonds. Mit einem Wert von 225 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) seien Chinas Gesamtschulden laut IWF zwar im internationalen Vergleich nicht ungewöhnlich hoch. Allein die Unternehmen seien jedoch mittlerweile mit einem Wert von 145 Prozent der Wirtschaftleistung des Landes verschuldet, wovon mehr als die Hälfte auf ineffiziente Staatsunternehmen entfalle.

Tarifeinigung in der Druckindustrie: Zweistufige Lohnerhöhung ab Juli

Frankfurt/Main (dpa) - Die etwa 140 000 Beschäftigten in der deutschen Druckindustrie bekommen ab Juli mehr Geld. Die Löhne werden dann um 2 Prozent erhöht, zum 1. August 2017 gibt es ein weiteres Plus von 1,8 Prozent. Darauf einigten sich der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) und die Gewerkschaft Verdi in ihrer vierten Verhandlungsrunde am frühen Dienstmorgen in Frankfurt, wie beide Seiten mitteilten. Der neue Tarifvertrag läuft bis zum 31. August 2018. Damit der Abschluss gültig wird, müssen die Tarifpartner bis zum 11. Juli noch schriftlich zustimmen.

Microsoft kündigt nächste Konsolen-Generation für 2017 an

Los Angeles (dpa) - Microsoft will im kommenden Jahr eine neue Runde im Wettrüsten bei Spielekonsolen eröffnen. Zum Weihnachtsgeschäft 2017 soll die neue Generation mit dem Codenamen „Project Scorpio“ auf den Markt kommen und besonders für Spiele in virtueller Realität geeignet sein. Es werde „die leistungsstärkste Konsole sein, die je gebaut wurde“, sagte der Chef des Xbox-Geschäfts, Phil Spencer, am späten Montag auf der Spielemesse E3 in Los Angeles. Zunächst einmal gibt es von Microsoft aber ein neues Modell der aktuellen Spielekonsole Xbox One. Die in weiß gehaltene Xbox One S ist um 40 Prozent kleiner als die Vorgängerin und unterstützt auch die Wiedergabe von Spielen und Filmen in Ultra-HD-Auflösung.

Banken für „Jedermann-Konto“ gerüstet

Berlin (dpa) - Banken dürfen künftig niemanden mehr abweisen, der ein einfaches Girokonto eröffnen will. Kreditinstitute müssen vom 19. Juni an auch Obdachlose und Asylbewerber als Kunden akzeptieren und können die Eröffnung eines Basiskontos nur unter sehr engen Vorgaben ablehnen. Die Kreditwirtschaft sieht sich gerüstet: „Das Gesetz gilt, die Banken werden es befolgen“, hieß es beim Bankenverband. Die Sparkassen betonen, für sie ändere sich zum Stichtag im Alltag relativ wenig, denn die Regeln entsprächen „weitgehend“ ihrer Selbstverpflichtung aus dem Jahr 2012. Bereits 250 000 Flüchtlinge hätten ein Konto bei Sparkassen eröffnet. Mit dem neuen Gesetz wird eine EU-Richtlinie umgesetzt. Es sieht die Einführung eines „Basiskontos“ für alle vor. Dieses einfache Girokonto auf Guthabenbasis soll jeder eröffnen können, der sich legal in der EU aufhält - und zwar bei einer Bank seiner Wahl.

Brexit-Sorgen lasten auf Dax

Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Dienstag nach einem schwachen Start auf niedrigerem Niveau stabilisiert. Wie bereits an den vorigen Handelstagen hat die Furcht vor einem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union viele Anleger in die Flucht getrieben. Der Dax notierte am Nachmittag 0,91 Prozent tiefer bei 9569,33 Punkten. Der MDax, in dem die Aktien mittelgroßer Unternehmen vertreten sind, sank am Dienstag um 1,08 Prozent auf 19 586,55 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax fiel um 1,99 Prozent auf 1579,80 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 1,32 Prozent auf 2815,81 Punkte nach unten. Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von minus 0,09 Prozent am Vortag auf ein Rekordtief von minus 0,12 Prozent. Der Kurs des Euro fiel: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1225 (Montag: 1,1268) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8909 (0,8875) Euro.