dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Viele Händler verpflichten sich: Plastiktüten sollen Geld kosten
Berlin (dpa) - Ob im Supermarkt oder beim Kleiderkauf: Kunden müssen von Juli an in deutlich mehr Geschäften für Plastiktüten bezahlen. Rund 260 Unternehmen haben sich verpflichtet, die Tragetaschen nicht mehr gratis über die Theke zu reichen. Wie viel sie kosten sollen, ist in der Vereinbarung zwischen Bundesregierung und dem Handelsverband Deutschland (HDE) aber nicht festgelegt - es ist nur von einem „angemessenen Entgelt“ die Rede. In der Praxis seien es meist zwischen 5 und 50 Cent, sagte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser, der am Dienstag in Berlin die Vereinbarung gemeinsam mit Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) unterschrieb. Besonders haltbare Plastiktüten könnten auch mal einen Euro kosten. Viele Geschäfte verlangen jetzt schon Geld dafür - und die Kunden akzeptierten das in aller Regel auch.
ThyssenKrupp verliert Rennen um U-Boot-Milliardenauftrag
Adelaide (dpa) - ThyssenKrupp ist bei der Ausschreibung eines Milliardenprojekts zum Bau von zwölf U-Booten in Australien leer ausgegangen. Die Regierung wählte den staatlichen französischen Schiffbaukonzern DCNS als bevorzugten Partner, wie Premierminister Malcolm Turnbull am Dienstag in Adelaide mitteilte. Der über mehrere Jahrzehnte gestreckte Auftrag hat ein Volumen von rund 35 Milliarden Euro und wäre für ThyssenKrupp einer der größten Aufträge der Unternehmensgeschichte gewesen. Zugleich handelt es sich um die größte militärische Anschaffung der australischen Geschichte. Frankreichs Premierminister Manuel Valls sprach von einem „wunderbaren Erfolg“. Er sei „stolz auf unsere Ingenieure, Techniker und Arbeiter“. „Frankreich ist dankbar für das Vertrauen, das Australien ihm beweist“, hieß es aus dem Élyséepalast. Thyssenkrupp teilte mit, man respektiere die Entscheidung.
Kauder: Erhebliche Vorbehalte in Union gegen E-Auto-Kaufprämie
Berlin (dpa) - Bei der Union von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gibt es unmittelbar vor dem „Autogipfel“ noch starken Widerstand gegen Kaufprämien für Elektroautos. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte am Dienstag vor einer Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsabgeordneten in Berlin: „Es gibt in der Bundestagsfraktion erhebliche Vorbehalte gegen eine Kaufprämie.“ Am Abend kommen Merkel und mehrere Minister mit den Chefs der Autokonzerne im Kanzleramt zusammen. Die SPD hält dagegen eine „maßvolle Kaufprämie“ als Anreiz für sinnvoll, wie Fraktionschef Thomas Oppermann betonte. Bedingungen dafür seien, dass die Autobauer die Hälfte der Kosten bezahlten und Luxusautos davon ausgeschlossen seien. Die deutsche Autoindustrie dürfe den Anschluss an ein neues Zeitalter nicht verlieren.
Staatsanwaltschaft legt Revision gegen Freisprüche für Top-Banker ein
München (dpa) - Nach den Freisprüchen für fünf Top-Banker der Deutschen Bank hat die Münchner Staatsanwaltschaft keine Zeit verstreichen lassen und umgehend Revision eingelegt. „Wir warten jetzt auf die schriftliche Urteilsbegründung, um dann zu entscheiden, ob wir die Revision dann weiter verfolgen oder zurücknehmen“, erklärte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch am Dienstag in München. Der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, seine Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie zwei weitere Ex-Banker waren am Montag nach einem Jahr Verhandlungsdauer vom Vorwurf des versuchten Betrugs im Fall Kirch freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hielt die Manager aber bis zum Schluss für schuldig und hatte zum Teil sogar Gefängnisstrafen beantragt.
VW macht in Haustarifrunde kein Angebot - „Situation angespannt“
Wolfsburg/Hannover (dpa) - In den Verhandlungen für die rund 120 000 Mitarbeiter im Haustarif bei Volkswagen zeichnen sich früh verhärtete Fronten ab. Zum Auftakt der Gespräche am Dienstag in Hannover legte der Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite, Martin Rosik, noch kein Angebot vor und sagte: „Es ist eine anspruchsvolle Tarifrunde.“ Mit Blick auf die milliardenteure Abgas-Affäre meinte er: „Die aktuelle wirtschaftliche Situation ist angespannt.“ Die IG Metall wies das zurück. Einerseits rechne der Konzern für 2016 trotz Diesel-Skandals wieder mit Gewinn. Und außerdem treffe die Tarifbeschäftigten keine Mitschuld an der Krise, sie dürften also nicht dafür zurückstecken.
Volkswagen überholt Toyota beim Absatz im ersten Quartal
Tokio/Wolfsburg (dpa) - Inmitten der Abgas-Affäre hat Volkswagen dank eines starken China-Geschäfts den Rivalen Toyota beim Absatz wieder überholt. Der Wolfsburger Konzern war damit im ersten Quartal 2016 wieder der weltgrößte Fahrzeughersteller. Bei Toyota ging der Absatz in den ersten drei Monaten unter anderem wegen einer Explosion und damit verbundenen Produktionsstopps in einigen heimischen Fabriken um 2,3 Prozent zurück auf 2,46 Millionen Stück. Das geht aus Zahlen zum Quartal der Japaner hervor, die sie am Dienstag in Tokio mitteilten.
Mitsubishi Motors manipulierte Verbrauchswerte schon seit 1991
Tokio (dpa) - Der Skandal des japanischen Autobauers Mitsubishi Motors um manipulierte Verbrauchswerte bei Kleinstwagen reicht viel weiter zurück als bisher gedacht. Mitsubishi hat eine unzulässige Testmethode bereits seit dem Jahr 1991 benutzt, wie das Unternehmen dem Transportministerium in Tokio am Dienstag mitteilte. Mitsubishi Motors hatte die Manipulationen an Kleinstwagen kürzlich gestanden, allerdings den Beginn zunächst auf das Jahr 2002 datiert. Betroffen seien 625 000 Autos für den heimischen Markt. 468 000 Autos davon wurden für den Konkurrenten Nissan Motor gebaut. Der japanische Renault-Partner hatte die Manipulation der Verbrauchswerte entdeckt.
Schwierige Verhandlungen in Athen - Eurogruppentagung in der Schwebe
Athen (dpa) - Die Chancen für einen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen Griechenlands und seiner Gläubiger sinken. Eine angestrebte Tagung der Eurogruppe am kommenden Donnerstag zum Thema Griechenland sei in der Schwebe, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen des Finanzministeriums. Das größte Problem sollen neben einem nahezu perfekten 5,6 Milliarden Euro schweren Sparpaket weitere Maßnahmen im Umfang von rund 3,6 Milliarden Euro sein. Dieses zweite Paket soll auf Vorrat beschlossen werden und in Kraft treten, falls die Griechen bis 2018 das gesetzte Ziel nicht erreichen, einen Überschuss von 3,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes vor Abzug der Kreditzinsen. Ohne die Billigung dieser Maßnahmen kann kein Geld nach Athen fließen.
Streit um Bauspar-Altverträge landet vor dem Bundesgerichtshof
Stuttgart (dpa) - Im Streit um relativ hoch verzinste Bausparverträge landet ein erstes Revisionsverfahren vor dem Bundesgerichtshof (BGH). Die Bausparkasse Wüstenrot werde gegen ein Urteil des Stuttgarter Oberlandesgerichts (OLG) Rechtsmittel einlegen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur auf Anfrage von dem Finanzinstitut (Aktenzeichen 9 U 171/15). Seit vergangenem Jahr sind deutsche Gerichte mit einer Klagewelle gegen die Kündigung von Bausparverträgen beschäftigt, die meisten Verfahren gingen zugunsten der Geldinstitute aus. Ende März hatte Wüstenrot jedoch eine überraschende Gerichtsschlappe vor dem OLG Stuttgart hinnehmen müssen, dem Urteil zufolge war die Kündigung eines mit drei Prozent verzinsten Bausparvertrags aus dem Jahr 1978 unwirksam. Die Auffassung des Gerichts sei aber „nicht überzeugend“, findet Wüstenrot. Das Institut verwies darauf, dass es sich in dem strittigen Fall in erster Instanz durchgesetzt hatte.
Dax kaum verändert vor nächster US-Notenbanksitzung
Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Dienstag auf der Stelle getreten. Es fehlten die Impulse von frischen Konjunkturdaten aus der Eurozone, hieß es von den Experten der japanischen Investmentbank Nomura. Anleger warteten auf die Zinsentscheidung in den USA am Mittwochabend und auf frische Daten. Der Dax verharrte vor Handelsstart in den USA mit plus 0,01 Prozent. Der MDax hielt sich am Nachmittag 0,21 Prozent höher bei 20 393,41 Punkten. Der Technologiewerte-Index TecDax rutschte mit 0,19 Prozent ins Minus auf 1642,53 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,27 Prozent. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 0,15 (Montag: 0,11) Prozent. Der Euro legte zu. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1287 (1,1264) US-Dollar. Der Dollar kostete 0,8860 (0,8878) Euro.