dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Machtkampf bei Volkswagen: Aufsichtsrats-Präsidium tagt in Österreich
Wolfsburg (dpa) - Im Machtpoker bei Volkswagen trifft sich der sechsköpfige Kern des VW-Aufsichtsrates am Donnerstag nach dpa-Informationen zu einer Sondersitzung in Österreich. Bei dem Treffen des Aufsichtsrats-Präsidiums könnte es um die berufliche Zukunft von VW-Konzernchef Martin Winterkorn gehen. Das Bundesland Salzburg ist die Heimat von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, dort ist auch der Familiensitz der Porsches. Das sechsköpfige Präsidium dürfte an einer Lösung für die seit Tagen schwelende Führungskrise arbeiten, in der die Zukunft von Winterkorn derzeit fraglich ist. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch war von Winterkorn abgerückt. „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“, hatte er dem „Spiegel“ gesagt und damit für Turbulenzen bei VW gesorgt. Das Präsidium ist mit seinen sechs Mitgliedern der Kern des 20-köpfigen Aufsichtsrats und bereitet entscheidende Weichenstellungen des Kontrollgremiums vor.
Wirtschaftsforscher: Mindestlohn kostet 220 000 Minijobs
Berlin (dpa) - Der seit Anfang 2015 geltende gesetzliche Mindestlohn vernichtet nach Einschätzung der führenden Wirtschaftsforscher im laufenden Jahr bis zu 220 000 Minijobs in Deutschland. Dieser Trend habe sich in Erwartung der Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde schon im Herbst gezeigt und im Januar dann stark beschleunigt. In der Summe seien - bereinigt um saisonale Schwankungen - in dem Bereich bereits rund 120 000 Menschen weniger beschäftigt, sagte der Konjunkturchef des Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser, am Donnerstag bei der Vorstellung des Frühjahrsgutachtens in Berlin. Im Jahresverlauf werde der Abbau der geringfügigen Beschäftigung (450-Euro-Jobs) auf etwa 220 000 ansteigen.
Bahn und Lokführer setzen Tarifverhandlungen fort
Frankfurt/Main (dpa) - Die Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL haben ihre langwierigen Tarifverhandlungen wieder aufgenommen. Die Parteien kamen am Donnerstag in Frankfurt zusammen und wollten bis Freitagnachmittag miteinander sprechen, wie Sprecher beider Seiten bestätigten. Zuvor hatte GDL-Chef Claus Weselsky den Druck auf die Bahn erhöht. „Am Freitag muss ein vernünftiges Zwischenergebnis stehen, das auch fixiert wird“, hatte er vor den Gesprächen verlangte. Der Bahn warf Weselsky eine Verzögerungstaktik vor, was diese strikt zurückwies.
Richter: GM haftet nicht für Todesopfer durch defekte Zündschlösser
New York (dpa) - Der größte US-Autohersteller General Motors könnte im Rechtsstreit um defekte Zündschlösser mit tödlichen Unfallfolgen Entschädigungen in Milliardenhöhe entkommen. Richter Robert E. Gerber entschied am Mittwoch (Ortszeit) in New York, das Unternehmen könne für die meisten Opfer nicht haftbar gemacht werden. Grund ist die Insolvenz, die der Opel-Mutterkonzern 2009 durchlaufen hatte. GM kann laut dem Richterspruch in diversen Verfahren, die Millionen zurückgerufene Wagen betreffen, nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Die aus der Insolvenz hervorgegangene Firma könne nicht für die Fehler ihrer Vorgängergesellschaft verantwortlich gemacht werden. Wegen einer Fehlfunktion konnten die Zündschlüssel bei Fahrzeugen von GM in voller Fahrt in die Aus-Position springen.
Supermarkt-Kunden kaufen weniger Tiefkühlware
Berlin (dpa) - Jahrelang haben die Bundesbürger im Supermarkt immer häufiger in die Tiefkühltruhe gegriffen - jetzt geht der Absatz mit Gefrorenem im Einzelhandel leicht zurück. Die Kunden kauften im vergangenen Jahr mit 1,74 Millionen Tonnen 1,1 Prozent weniger Tiefkühlware als im Vorjahr, wie der Branchenverein Deutsches Tiefkühlinstitut am Donnerstag in Berlin mitteilte. Gemüse, Kartoffeln und Fleisch aus der Tiefkühltruhe verkauften sich schlechter, Fertiggerichte und Pizza legten nur leicht zu. Weil aber Kantinen und Gastronomen mehr Tiefkühlware kauften, wuchs der Gesamtabsatz zugleich um 1,5 Prozent auf 3,42 Millionen Tonnen. Die Zahlen spiegelten den Trend zum Verzehr außer Haus und die schwache Entwicklung der Discounter wider, hieß es.
Umfrage: Jedes zweite Unternehmen Opfer digitaler Angriffe
Berlin (dpa) - Jedes zweite Unternehmen in Deutschland ist einer Umfrage zufolge in den vergangenen zwei Jahren Opfer von digitaler Wirtschaftsspionage, Sabotage oder Datendiebstahl geworden. Besonders betroffen seien die Autoindustrie, die Chemie- und die Pharmabranche, teilte der IT-Verband Bitkom am Donnerstag mit. Der deutschen Wirtschaft sei unter anderem durch Plagiate und Wettbewerbsnachteile ein jährlicher Schaden von rund 51 Milliarden Euro entstanden. Der Reputationsverlust könne Unternehmen in ihrer Existenz gefährden. Viele zeigten Datendiebstahl daher nicht an. Der Bitkom befragte für die Ergebnisse 1074 Unternehmen.
Spanien und Italien treiben Erholung auf dem europäischen Automarkt
Brüssel (dpa) - Der europäische Automarkt hat im März dank kräftiger Steigerungen in Spanien und Italien einen Gang höher geschaltet. Der Absatz in der Europäischen Union sei um 10,6 Prozent zum entsprechenden Vorjahreszeitraum auf gut 1,6 Millionen Fahrzeuge gestiegen, teilte der Branchenverband Acea am Donnerstag mit. Damit stieg der Absatz den 19. Monat in Folge. „Die Konjunkturerholung gewinnt dank billigem Öl und schwachem Euro an Fahrt, die Arbeitslosigkeit sinkt, die Kauflaune kehrt zurück“, sagte Peter Fuß, Autoexperte bei der Wirtschaftsberatung Ernst & Young. „Westeuropa hat nun endgültig den Krisenmodus verlassen.“
Dax knickt deutlich ein
Frankfurt/Main (dpa) - Gewinnmitnahmen haben den Dax am Donnerstag deutlich ins Minus gedrückt. Ein solch starker Abstieg überrasche nach dem starken Kursanstieg im bisherigen Jahresverlauf nicht, sagte Analyst Gregor Kuhn vom Broker IG. Vielmehr sei eine Konsolidierungsphase gesund, um etwas Druck aus dem überhitzten Markt zu lassen. Schwache US-Konjunkturdaten hatten keinen erkennbaren Einfluss auf die hiesigen Aktienkurse. Der deutsche Leitindex knüpfte an die Verluste zum Wochenauftakt an und sackte bis zum Nachmittag um 1,67 Prozent auf 12 026,76 Punkte ab. Am Freitag hatte er neue Rekordstände markiert - und auf Jahressicht steht aktuell noch ein Plus von knapp 23 Prozent. Der Kurs des Euro stieg: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0711 (Mittwoch: 1,0579) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9336 (0,9453) Euro.